Joss Whedon verfilmt die Komödie „Viel Lärm um Nichts“

Messina? Feldzug? Gouverneur Leonato? In elegante Schwarz-Weiß-Ästhetik verpackt und in die Gegenwart verlegt, wirkt Shakespeares Originaltext „Much Ado About Nothing“ zunächst wie ein Störenfried. Das Hirn arbeitet die ersten zehn Minuten von Joss Whedons höchst ungewöhnlicher Shakespeare-Adaption auf Hochtouren, um Bilder und Stimmung mit dem nicht modernisierten Text in Einklang zu bringen. Dann ist der Widerstand gebrochen, alles beginnt zu fließen, zu strahlen – Whedon wirkt.

Zwölf Tage Urlaub hatte der vom Film-Nerd („Buffy – Im Bann der Dämonen“, „Firefly“) zum Blockbuster-Regisseur („The Avengers“) aufgestiegene Tausendsassa nach dem „Avengers“-Dreh vor der Postproduktion. Statt sich mit seiner Familie zu erholen, hat Whedon seine „Schauspielfamilie“ in sein Haus nach St. Monica geladen, um in wenigen Tagen seine Version von „Viel Lärm um Nichts“ zu drehen.

Verblüffend ist die Natürlichkeit und Spielfreude der Schauspieler angesichts von Liebesirrungen – eine Ehe, aufrichtiger Liebe entsprungen, droht an Intrigen zu scheitern, die die Jungfräulichkeit der Braut (Hero, gespielt von Jillian Morgese) in Frage stellen, und ein Mann (Benedikt, gespielt von Alexis Denisof) und eine Frau (Beatrice, gespielt von Amy Acker), die gewitzt gegen die Ehe polemisieren, werden von ihren Freunden verkuppelt –, die in der heutigen Zeit ziemlich absurd wirken. Zu dem entspannten Spiel des Ensembles fügt sich ganz wunderbar die feine Ironisierung Whedons, etwa wenn Claudio (der vermeintlich Gehörnte, Fran Kranz) nach durchzechter Nacht umgeben von Getreuen mit Schnorchel und Martini-Glas im Pool dümpelt.

Messina in St. Monica? Jawoll, mit Joss Whedon!

++++- „Viel Lärm um Nichts“ USA 2012, 109 Min., o.A., R: Joss Whedon, D: Amy Acker, Alexis Denisof, Fran Kranz, täglich im Abaton (OmU), Passage; www.viellaermumnichts-film.de