Das Fantasy-Epos „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ ist eine ermüdende Fortsetzung

Als sich Wikinger-Mann und Wikinger-Frau nach 20 Jahren erstmals wiedersehen, hätte das auch anders laufen können, irgendwie romantischer. Doch die Wikinger-Frau schaltet umgehend auf Rechtfertigungsmodus und entgegnet wortreich Vorwürfen, die der Wikinger-Mann gar nicht gemacht hat. Sie habe ihn vor 20 Jahren verlassen, weil er sich ohnehin nie ändern würde, mit diesem ewigen Hass gegen die Drachen und so. Im Hintergrund beobachtet der Wikinger-Sohn mit offenem Mund das Zusammentreffen, schließlich hatte er seine Mutter zuletzt gesehen, als er in der Wiege schaukelte. Und dann ist noch der beste Freund des Wikinger-Mannes, der murmelt, dass das Spektakel hier genau der Grund sei, warum er nie geheiratet habe. Diese im Grunde idealtypische Konstellation für eine Familienaufstellung bleibt jedoch ungenutzt, weil der Wikinger-Mann von den Gefühlen überwältigt ist („Du bist so schön wie an dem Tag, an dem ich dich verloren habe“) und sie küsst.

Für sie ist die fehlende Aussprache auf der einen Seite schon in Ordnung, ist sie doch wieder mit dem Mann, Häuptling Haudrauf, zusammen, den sie einst geheiratet hatte. Andererseits hat ihr Sohn Hicks die Überzeugungsarbeit geleistet, die ihr nicht gelang. Denn er weiß: Drachen sehen zwar seltsam aus, haben einen ungezügelten Drang zum Feuerspeien, sind aber gar nicht verkehrt.

Teil 2 hat neue Schlachten, aber keine neuen Fragestellungen

Das war ungefähr die antirassistische Lehre aus dem ersten Drachenfilm. Es war ein ungemein liebenswerter Animationsfilm, rasant und voller Volten erzählt, und der schwarze Drache Ohnezahn so niedlich, dass ihn jedes Kind (und einige Erwachsene) am liebsten sofort mit nach Hause genommen hätte. In besonderer Erinnerung wird bleiben, dass der Held Hicks sein Unterbein im Kampf verlor. Und zwar endgültig. Wann hat es so etwas in einem kindgerechten Animationsfilm gegeben?

Nun, im zweiten Teil legt Regisseur Dean DeBlois nach. Einer der Guten wird sterben. Auch hier ist die Überraschung groß: Man denkt, der steht gleich wieder auf, aber das passiert nicht. Am Ende wird er verbrannt. Ansonsten hat DeBlois einen typischen zweiten Teil gedreht: Ein neuer Gegner, neue Schlachten, aber keine neue Fragestellung. So schlau der erste Film konstruiert war, so rasch ermüdet sich das Sequel an der Aufgabe jedes um Entspannung bemühten Politikers, wie man mit einem wild gewordenen Aggressor umgehen sollte. Häuptling Haudrauf glaubt nicht an eine friedliche Lösung, stellt sich dieses Mal aber nicht gegen seinen Sohn. Hicks versucht Drago, den bösesten aller bösen Drachenjäger, von einer friedlichen Lösung zu überzeugen, doch es kommt zur ultimativen Schlacht. Und danach noch zu einer ultimativeren.

Das alles lässt sich gut ansehen, die Flüge im 3-D-Format und die lustige Mimik der Drachen. Doch so sehr der Film das Auge herausfordert, so unterfordert er den Intellekt. Die Dialoge sind dürftig, der norddeutsche Akzent der Wikinger nervt, die Namen (Haudrauf, Grobian, Rotzbakke) hat sich wohl eine Krabbelgruppe ausgedacht. Als dann auch noch gesungen wird, möchte man am liebsten aus dem Kino rennen. In der US-Version sind die Stimmen nicht effekthaschend, also wenn schon, dann ist zur Originalversion zu raten.

++--- „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ USA 2014, 102 Min., ab 6 J., R: Dean Deblois, täglich in den Cinemaxx- und UCI-Kinos auch 3-D), im Elbe, Hansa-Filmstudio (3-D), Savoy (OF, 3-D); www.drachenzaehmen-leicht-gemacht-2.de