Hamburg. Es kommt nicht oft vor, dass man sich in Hamburg fühlt wie in New York. Aber wenn ein Rapper aus Brooklyn auf einer hiesigen Bühne steht und dann ein anderer Hip-Hop-Künstler aus Staten Island für zwei Tracks dazu kommt, ist das etwa so, als würde Samy Deluxe bei Jan Delay einsteigen.

Die beiden, um die es am Montagabend im Mojo Club ging, heißen Talib Kweli und Raekwon. Der eine zählt seit den späten 90er-Jahren zu den herausragenden Vertretern des Conscious Rap, der andere gehört zum Wu-Tang Clan. Möglich wurde die für das Publikum unerwartete Begegnung, weil Raekwon am Sonntag im Waagenbau aufgetreten war und einen Tag länger in der Stadt blieb. Hätte nur noch gefehlt, dass der australische Beatboxer DubFX auch noch dazugekommen wäre, denn der war auch in der Stadt. Zwei Stunden vor Kwelis Auftritt hatte DubFX den Rapper bei seinem Auftritt vor der Hanseplatte ans Mikro gebeten, als er ihn zufällig in der Menge entdeckte.

Nicht nur die Begegnung der beiden New Yorker Hip-Hop-Künstler war außergewöhnlich, auch Kwelis Auftritt hatte es in sich. Der 38 Jahre alte MC verstand es, genau die richtige Mischung aus nachdenklichen Texten, überlegten Moderationen und ausgelassener Partymusik zu finden. „Es geht nicht darum, was du für Klamotten anhast, im Hip-Hop ist nur die Musik wichtig“, erklärte er und gab dem begeisterten Publikum auch eine Lehrstunde in Sachen Hip-Hop-Wurzeln.

Soulstars wie Nina Simone und Stevie Wonder kamen ebenso darin vor wie viele der DJs und MCs aus den Anfangstagen des Hip-Hop. Wie in den guten alten Tagen nur von Spintelect The African DJ an den Plattenspielern begleitet, entfesselte Kweli eine zweistündige Show, die zu den besten Hip-Hop-Konzerten gehörte, die jemals über eine Hamburger Bühne gegangen sind. Der Mojo Club mit seiner guten Akustik und seiner besonderen Atmosphäre trug ebenfalls maßgeblich zu dieser Sternstunde bei.