Das Magazin „Yacht“ erscheint seit 110 Jahren. Produziert wird es in der Hamburger ABC-Straße

Hamburg. „Eine vornehm ausgestattete, illustrierte Revue, die dem deutschen Wassersportfreunde in Bild und Wort ein treues und verlässliches Bild von dem jeweiligen Stande der Dinge auf diesem Gebiete giebt, ihm in allen technischen und sportlichen Fragen bereitwillig zur Seite steht und seine Interessen allüberall vertritt und verficht.“ So definierte die Zeitschrift „Yacht“ in ihrer ersten Ausgabe vom 15.Juli 1904 ihre vordringlichste Aufgabe. Nun feiert die Zeitschrift, mit einer Auflage von rund 50.000 Exemplaren nach eigener Aussage Europas größtes Segelmagazin, ihren 110. Geburtstag. Und immer noch will sie „des Seglers beste Freundin“ sein.

Annähernd 240.000 Segelbegeisterte erreicht die Zeitschrift, die alle 14 Tage mittwochs im Bielefelder Verlag Delius-Klasing erscheint und in Hamburg produziert wird, mit jedem gedruckten Heft. „Der Anteil derer, die ein Heft von vorne bis hinten durchlesen, ist höher als bei anderen Zeitschriften“, weiß Chefredakteur Jochen Rieker, der die „Yacht“-Redaktion seit April 2000 leitet. „Und wir wissen auch, dass viele Leser die Hefte jahrelang aufheben und immer wieder durchstöbern.“

Der typische „Yacht“-Leser ist 51 Jahre alt, 20 Prozent sind Frauen

Der typische Kunde ist 51 Jahre alt, 20 Prozent der Leser sind Frauen. Und wer aus Altersgründen mit dem Segeln aufhört, bleibt der Zeitschrift in der Regel treu und so mit dem einstigen Hobby verbunden. „Die ‚Yacht‘ ist wie ein vertrautes Familienmitglied“, sagt Jochen Rieker.

Oder wie ein Genussmittel, das man auf verschiedene Arten und Weisen zu sich nehmen und dann Pause vom turbulenten Alltag machen kann. Das Heft ist ein ruhiges Magazin mit langen Fotostrecken, Reportagen über Reviere in aller Welt, ausführlichen Tests von Booten und Zubehör sowie technischen Neuheiten. Die schnellen Meldungen über alles rund um den Segelsport ebenso wie Filme von „Yacht-TV“ finden täglich und aktuell auf der Webseite des Magazins statt.

Und wer viel unterwegs ist und nicht auf die gedruckte Zeitschrift warten will, kann auch ein Abo für die Digitalausgabe auf dem Tablet-Computer abschließen. Inzwischen ist das Magazin auch in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter unterwegs, sodass Segler sich auf den unterschiedlichsten Vertriebskanälen über ihr Hobby informieren können.

In den 110 Jahren ihres Bestehens wurde die „Yacht“ selbst zur Marke, der Wassersportler vertrauen. Bei den Bootsmessen in Deutschland sind die Stände der Zeitschrift regelmäßig gut besucht, weil dort Experten und Größen des Segelsports von ihren Abenteuern berichten und Erfahrungen weitergeben.

Im Internet wird in Foren zu bestimmten Themen kontrovers diskutiert. Veranstaltungen wie Skipper-Training mit Profiseglern, Leserreisen und das jährliche Fahrtensegler-Treffen Anfang September in Maasholm an der Schlei erhöhen die Leser-Blatt-Bindung ebenso wie Preisausschreiben.

Dass das Magazin nach elf Jahrzehnten noch so gut am Markt ist, verdankt es auch einer rapide gewachsenen Popularität des Segelsports. Was Anfang des 20.Jahrhunderts in Deutschland als kaiserliches Vergnügen begann, ist mittlerweile fast zum Volkssport geworden.

Der Sieg der „Illbruck“ beim Volvo Ocean Race 2002 sowie der Schweizer Sieg beim America's Cup 2003 und 2007 mit dem deutschen Segler Jochen Schümann oder die Transatlantik-Regatten DaimlerChrysler North Atlantic Challenge und HSH Nordbank Blue Race 2003 und 2007 mit Zielhafen Hamburg haben auch „Sehleute“ für die Leistungen der Seeleute begeistert. Hinzu kommt, dass Boote heute überwiegend in Serie gefertigt werden und nicht mehr als aufwendige Einzelbauten.

Apropos Leistung: Für das Jubiläumsheft hat sich das gut 20-köpfige Team in den Redaktionsräumen an der ABC-Straße ins Zeug gelegt. Herausgekommen ist eine rund 200 Seiten starke Ausgabe. „Sie soll über den Tag hinaus fast wie ein Bildband Bestand haben“, sagt Rieker. Am 23.Juli ist die Festtags-Edition zum Preis von 4,90 Euro im Handel. Die Abonnenten, die etwa 60 Prozent der Auflage beziehen, bekommen das Heft etwas früher zugestellt.

Beim Segeln hat sich viel verändert. Das erstaunte selbst die Redaktionscrew

Und so warten eine Reportage von Bord der schnellsten Hochsee-Rennyacht, die neuesten Ideen von Designern oder Eindrücke vom Clubleben zur Kaiserzeit, zum Beispiel im Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg, auf die Leserinnen und Leser. Außerdem berichten Prominente wie Extremsegler Wilfried Erdmann oder der ehemalige Daimler-Chef Edzard Reuter, was Segeln ihnen bedeutet.

Erstaunt war die Redaktionscrew, als sie darüber nachdachte, was sich in den vergangenen zehn Jahren beim Segeln verändert hat. „Zuerst dachten wir, es habe sich gar nichts getan, und dann ging jeder mal seine eigenen Erfahrungen auf dem Boot durch“, sagt der 52 Jahre alte Chefredakteur. Ergebnis: Viele Yachten haben heute eine Badeplattform und ein Doppelruder, Segel werden nicht mehr aus gewebtem Tuch, sondern aus unterschiedlichen Kunststofflagen geschneidert, Wetterberichte gibt es nahezu auf die Stunde genau für das jeweilige Seegebiet, und die Kommunikation an Bord hat durch Internet und mobile Endgeräte einen Quantensprung gemacht.

Wer weiß, was beim nächsten runden „Yacht“-Geburtstag bilanziert wird. Auf jeden Fall hat Jochen Rieker einen Wunsch: „Uns gibt es noch, und wir sind weiterhin Marktführer.“