Auslöser ist medienpolitischer Streit über die Vergabe von Drittanbieter-Sendeplätzen

Hamburg. Sendeschluss für „Spiegel TV“, „Stern TV“ und „10 nach 11“, und das von jetzt auf gleich. Mit dieser Entscheidung, die drei Sendungen bis auf Weiteres ins Sommerloch zu verabschieden, reagierte der TV-Sender RTL am Freitag auf die Unklarheit, die ein medienpolitisches Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg mit sich bringt. Es geht in diesem Streit aber nicht um die Inhalte der Sendungen, um journalistische Konzepte oder wenigstens die Höhe der jeweiligen Einschaltquoten. Es geht um eine viel grundsätzlichere Frage: ob und wie Sendungen von Drittanbietern im RTL-Programm zu integrieren sind. Diese Sendeplätze der Produktionsfirma dctp waren bislang von den drei Magazinformaten genutzt worden.

Auslöser für das Aus auf Zeit war die Vergabe der Sendeplätze an dctp und AZ Media TV durch die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) im März vergangenen Jahres. Nach einer Klage von „Focus TV“ gegen diese Entscheidung kassierte das OVG Niedersachsen nun die Weisung der sofortigen Umsetzung, wegen eines Formfehlers der NLM-Direktion. Deswegen muss der NLM-Beschluss nun ein zweites Mal ergehen – und bis diese Entscheidung ein zweites Mal fallen sollte, ist RTL nicht dazu verpflichtet, die betroffenen Sendungen im Programm zu behalten. Im Gespräch ist ein mehrwöchiger Schwebezustand.

Die RTL-Reaktion kam postwendend und war eindeutig: „Wir sind mit den Regulierungsbehörden im direkten Austausch zum weiteren Vorgehen und werden die genannten Drittsendezeiten selbstverständlich wieder ins Programm nehmen, sobald dies medienrechtlich wieder geboten ist“, teilte die Pressestelle des Kölner Privatsenders am Freitag mit. Speziell bei der dctp-Produktion „10 nach 11“ dürfte sich der Trennungsschmerz in überschaubaren Grenzen halten, denn dieses Format galt bei RTL traditionell als hochwirksames Quotengift.

Wie es jetzt für die betroffenen Zulieferer weitergeht, ist unklar: Bei „Spiegel TV“ in Hamburg wollte man sich am Freitag zu dem Vorgang nicht äußern. Sowohl bei den „Stern TV“-Produzenten als auch bei dctp in Düsseldorf war niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Möglich ist nun, dass RTL diese Sendepause dazu nutzt, um mit den Zulieferern über die zukünftigen Konditionen und Kosten zu verhandeln. Die frischen Programmlücken füllen die Kölner unterdessen mit Sendertypischem auf: Statt „Spiegel TV“ an diesem Sonntag läuft der Actionfilm „Transporter – The Mission“. „10 vor 11“ in der Nacht vom kommenden Dienstag zu Mittwoch wird durch die Wiederholung der „Undercover Deutschland“-Folge vom Vorabend ersetzt. Auf dem „Stern TV“-Sendeplatz am Mittwoch startet die neue Reihe „Generation Luxus – was kostet die Welt?“. Und für den 27. Juli plant RTL die Ausstrahlung des Brad-Pitt-trifft-Angelina-Jolie-Films „Mr. & Mrs. Smith“.