Ein Hauch von magischem Realismus weht durch „Der wundersame Katzenfisch“, Debütfilm der mexikanischen Regisseurin Claudia Sainte-Luce. Keine wirklich übernatürlichen Dinge ereignen sich, doch wundersam ist die Geschichte durchaus.

Die Hauptfigur Claudia (nicht zufällig nach der Regisseurin benannt) führt ein trostloses, einsames Dasein. Als sie eines Tages mit Magenschmerzen im Krankenhaus landet, lernt sie die viel schwerer erkrankte Martha kennen. Man unterhält sich von Bett zu Bett, Claudia lernt Marthas vier Kinder kennen, und das scheint das Ende dieser Bekanntschaft zu sein. Doch auf dem Nachhauseweg hält plötzlich ein gelber VW-Käfer neben Claudia: In ihm sitzen Martha und ihre Kinder und bieten Claudia eine Mitfahrgelegenheit an. Nach kurzem Zögern steigt Martha ein, und ihr Leben ändert sich ganz grundlegend.

Eins führt zum anderen und ehe sie es sich versieht, lebt sie bei Martha und ihren Kindern und übernimmt zunehmend mütterliche Aufgaben. Dass sie selbst erst 22 ist und damit kaum älter als das älteste Kind, scheint niemanden zu stören, und so beginnt die sterbende Martha immer mehr Aufgaben an Claudia zu übertragen.

Zwischen Komödie und Drama hat Claudia Sainte-Luce ihren Film angesiedelt und kann sich bisweilen nicht den typischen Klischees einer Familiensaga entziehen, bei der nichts ganz normal ist. Doch wenn die Skurrilität zu allzu großem Selbstzweck zu werden droht, kann man sich an der größten Qualität des Films erfreuen: Der brillanten Kameraarbeit von Agnès Godard.

In Frankreich ist Godard seit Langem eine der etabliertesten Kamerafrauen, die bei fast allen Filmen von Claire Denis hinter der Kamera stand. Mit ihren nahezu dokumentarischen Aufnahmen fängt sie das merkwürdige Familienleben ein, ganz beiläufig beobachtend und erzeugt mit ihren Bildern eine Dichte, eine Faszination für die Figuren, die das manchmal etwas zerfahrene und allzu betont skurrile Drehbuch nicht bietet.

+++-- „Der wundersame Katzenfisch“ Mexiko/Frankreich 2013, 89 Minuten, ab 6 Jahren; R: Claudia Sainte-Luce, D: Ximena Ayala, Lisa Owen, Sonia Franco, Alejandro Ramírez-Muñoz, Wendy Guillén, Andrea Baeza, täglich im 3001 (OmU); Infos im Internet: www.arsenalfilm.de