Der Hip-Hopper erweckt sein Debüt „Illmatic“ aus dem Jahr 1994 zu neuem Leben

Russell Simmons, der Chef von Def Jam, wird sich geärgert haben, als Nas 1994 sein Debütalbum „Illmatic“ beim Konkurrenten Columbia Records veröffentlichte. Simmons, Entdecker vieler maßgeblicher Hip-Hop-Künstler, hatte den jungen New Yorker Rapper nämlich abgelehnt. Als „Illmatic“ dann erschienen war, überschlugen sich die Kritiker.

Der „Rolling Stone“ schrieb, das Nas die damalige Vormachtstellung im Hip-Hop von Dr. Dres Label Death Row Records brechen könne, im US-Magazin „The Source“ erhielt „Illmatic“ die Höchstwertung, für ein paar Kritiker und Kollegen von Nas ist es der „Gipfel der goldenen Ära des Hip-Hop“. Der deutsche Rapper Curse sagte über „Illmatic“: „Für mich ist es das beste Album der Hip-Hop-Geschichte.“ Auch andere Rapper wurden von dem völlig neuen Fluss seiner Reime beeinflusst. „Illmatic“ markierte 1994 den Beginn einer neuen Epoche im Hip-Hop.

Als die Platte erschien, war Nas gerade 20 Jahre alt. „Als ich an ,Illmatic’ gearbeitet habe, war ich ein kleiner Junge, gefangen im Ghetto von Queensbridge“, erinnert er sich an diese Zeit. Queensbridge sind ein paar Blocks hässlicher Sozialbauten, die man sehen kann, wenn man über die Queensboro Bridge in Höhe der 59. Straße nach Manhattan hineinfährt. Die meisten Menschen, die dort leben, sind Afroamerikaner, viele von ihnen leben in Armut, Gewalt und Drogenhandel sind alltäglich. Genau diese Zustände vor seiner Haustür beschreibt Nas in den zehn Songs seines Debüts. Er erzählt Geschichten aus eigener Anschauung und formuliert Hoffnungen wie viele andere junge Schwarze, die aus ähnlichen Verhältnissen kommen. Überspitzt gesagt, gibt es nur drei Wege aus dem Ghetto: als Musiker/Künstler, als Profisportler oder als Gangster.

Auch diese dritte Möglichkeit zieht Nas in seiner Lyrik durchaus in Erwägung. „The World Is Yours“ mit einem Zitat aus dem Film „Scarface“ weist deutlich darauf hin. Als Teenager hat er selber mit Drogen gedealt, die Schule verließ er nach der neunten Klasse, sein Bruder wurde angeschossen, einer seiner engsten Freunde ermordet. Nas war damals das beste Beispiel für Authentizität im Hip-Hop. Zudem hatte er mit DJ Premier von Gang Starr, Pete Rock und Large Professor einige der besten New Yorker Produzenten im Studio. Sie protegierten das „Wunderkind“ des Hip-Hop.

Obwohl „Illmatic“ begeisterte Kritiken erhielt, war es kommerziell nicht besonders erfolgreich. Es erreichte nur Platz zwölf der US-Charts, avancierte aber zu einem Dauer-Seller. Ende 2001 wurde Nas mit einer Platin-Schallplatte für eine Millionen verkaufter Tonträger ausgezeichnet. Erst später startete der junge Mann zu einer großen Karriere. „It Was Written“ (1996) und „I Am...“ (1999) waren Nummer-eins-Alben und machten Nas zu einer der erfolgreichsten Persönlichkeiten der Szene. 20 Jahre später geht er mit „Illmatic“ auf Tournee, ähnlich wie es auch andere Künstler mit ihren großen Alben machen. Gerade für seine jüngeren Fans ist das eine gute Nachricht, denn im Repertoire hatte Nas sonst nur vereinzelte Songs aus dem Frühwerk. Jetzt präsentiert er sein Meisterwerk – in voller Länge.

Nas Di 15.7., 20.00, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Große Freiheit 36, Karten: 40,90; www.nasirjones.com