Wie die Ergebnisse bei der Abstimmung zur großen ZDF-Show zustande gekommen sind, kann augenblicklich niemand erklären

Hamburg. Das ZDF hat für die zweiteilige Liveshow „Deutschlands Beste!“, die das Zweite in der vergangenen Woche zeigte, anscheinend erst sehr spät einen Statistiker hinzugezogen. Jemanden, der den Machern der Sendung erklärt, was passiert, wenn man die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage mit denen eines Internet-Votings und denen der Umfrage einer Fernsehzeitschrift verquirlt. Dann nämlich hat man keine repräsentative Umfrage mehr. Sondern nur noch eine Menge Zahlen mit allenfalls bedingter Aussagekraft.

Darauf ist man beim ZDF offenbar aber erst mit einiger Verspätung gekommen. Sonst hätte man wohl kaum die Zuschauer schon im Frühjahr dazu aufgerufen, online und per Post über die Rangliste der „besten“ Männer und Frauen abzustimmen, hätte auch nicht mit der „Hörzu“ zusammengearbeitet, die ihre Leser ebenfalls schon im Mai zu einer solchen Wahl aufrief. Sonst hätte man wohl auch nicht über den offiziellen Twitter-Kanal des ZDF noch am Sendetag postuliert, über „Deutschlands Beste“ hätte „die Netzgemeinde“ abgestimmt. So kann man es im Internet nachlesen.

Doch mittlerweile liest man dort auch von schweren Vorwürfen gegen das Zweite. Die Medienjournalisten Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz sind zu dem Schluss gekommen, „dass das ZDF seine Zuschauer, muss man leider so sagen: verarscht hat“, wie Rosenkranz vom NDR-Medienmagazin „Zapp“ es formuliert. Das ist die unfreundlichere Interpretationsmöglichkeit für die Vorgänge rund um die von Helmut Schmidt und Angela Merkel angeführten Charts. Wobei auch noch eine Woche nach der Show nicht ganz klar ist, wer hier wen getäuscht hat.

Denn die Ergebnisse der Zuschauerbefragungen sollten auf einmal doch keine Rolle mehr spielen in der aufwendigen zweiteiligen Liveshow. Weder die vom ZDF selbst erhobenen. Noch die über die „Hörzu“ hinzugekommenen. Sondern nur die der Forsa-Umfrage. Auf Abendblatt-Anfrage teilte der Sender am Dienstag mit, man hätte bei der Auswertung festgestellt, „dass das Online-Voting durch Fangruppen stark beeinflusst worden war. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Redaktion dazu entschieden, sich auf die repräsentative Forsa-Umfrage zu stützen.“

Wohlgemerkt, die Redaktion der Sendung. Dummerweise scheint sie dem Rest des Senders von diesem statistisch lobenswerten, aber sonst ziemlich eigenwilligen Schritt nichts mitgeteilt zu haben. Also behauptete man weiterhin, dass alle abgegebenen Stimmen eine Rolle gespielt hätten. Genau wie es auch Moderator Johannes B. Kerner während der Sendung tat. Und als ob das alles noch nicht verwirrend und merkwürdig genug wäre, hat sich laut ZDF am Dienstag „bei einer internen Nachprüfung“ herausgestellt, dass „dennoch Ergebnisse des Zuschauer-Votings mit den Ergebnissen der Forsa-Umfrage vermischt“ worden seien.

Das zumindest würde erklären, wie Schlagersternchen Helene Fischer auf dem fünften Platz der „besten Frauen Deutschlands“ landen konnte. Die hat viele Fans, eine hübsche Singstimme und ansonsten nicht viel, was sie zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten dieses Landes qualifizieren würde.

Völlig ungeklärt ist hingegen, wie es überhaupt zu einem derartigen Durcheinander kommen konnte. Die Hamburger Produktionsfirma Riverside Entertainment verweist auf die ZDF-Pressestelle, die wiederum darauf, dass man noch bei der Ursachenforschung sei. Und „das ‚Hörzu‘-Team hat selbst erst aus den Medien erfahren, dass die Stimmen ihrer Leser nicht in das endgültige Voting-Ergebnis eingeflossen sind“. Die Fernsehzeitschrift, die wie das Hamburger Abendblatt bei der Funke Mediengruppe erscheint, prüft aktuell „eventuelle rechtliche Schritte“.

Währenddessen hapert es beim ZDF sogar in der Formulierung einer Entschuldigung. ZDF-Showchef Oliver Fuchs schreibt zur Vermischung von Forsa- und Umfragedaten: „Dieses Vorgehen war methodisch unsauber und somit falsch. Dafür entschuldige ich mich bei unseren Zuschauern, den Teilnehmern der Sendung und bei allen, die abgestimmt haben.“

Um Entschuldigung kann man nach Verfehlungen aber nur bitten. Sie gewähren, das können nur die anderen. In diesem Fall die Zuschauer, die statt einer Abstimmung über die „besten Deutschen“ anscheinend das exakte Gegenteil der viel gerühmten deutschen Gründlichkeit zu sehen bekamen. Immerhin verspricht Fuchs noch, dass man zukünftig auf Votings verzichten wolle. Gute Idee.