Eine Coming-out-Geschichte aus Polen: „Tiefe Wasser“

Es ist noch immer ein kleines Wunder, wenn im erzkatholischen Polen ein Film über die Liebe zwischen zwei Männern gedreht wird, das sollte man vor Augen haben, wenn man Tomasz Wasilewskis Drama „Tiefe Wasser“ über eine schwule Selbstfindung sieht. Der junge Kuba (Mateusz Banasiuk) ist Profischwimmer, den die Anforderungen langsam aufreiben. Den Leistungsdruck in der Halle versucht er mit aufputschenden Drogen zu meistern, abends braucht er Alkohol und Joints, um wieder runterzukommen. Zuhause nervt seine Mutter, und wenn ihn seine Freundin Sylwia (Marta Nieradkiewicz) fragt, was los ist, antwortet er abweisend und einsilbig. Was soll schon sein?

Eine ganze Menge, denn Kuba hadert mit seiner Sexualität. Bis er Michal (Bartosz Gelner) kennenlernt und sich in den enigmatisch wirkenden Studenten verliebt. Sylwias Zweifel werden immer deutlicher, doch sie will Kuba um jeden Preis an sich binden. Und so bleiben die Vorwürfe selbst dann unausgesprochen, als sie zu dritt an einen entlegenen See fahren und die Verhältnisse für alle überdeutlich sind. Immer wieder greift Wasilewski auf diese Aqua-Metapher zurück, lässt den aalglatten Kuba treiben, abtauchen und sich schließlich freischwimmen.

+++-- „Tiefe Wasser“ Polen 2013, 93 Min., ab 16 J., R: Tomasz Wasilewski, D: Mateusz Banasiuk, Bartosz Gelner, täglich im 3001 Kino (OmU)