Blondie feiert mit alten und neuen Songs in der Großen Freiheit das 40. Bandjubiläum

Es gibt Songs, die sind einfach perfekt. Die treffen von der ersten Silbe bis zum letzten Ton mitten ins Herz und treiben auch beim 1000. Hören noch den Puls in die Höhe. Blondies „11:59“ vom Album „Parallel Lines“ (1978) ist solch ein Song. Kein Hit, aber eine unwiderstehliche Ode an die Sehnsucht, befeuert vom Gefühl, dass die Lebensuhr unaufhaltsam tickt. „Lass mich nicht allein", fordert Debbie Harry, Blondies Frontfrau im Minirock. „Today can last another million years/Today could be the end of me/It's 11:59, and I want to stay alive.“

Am Leben bleiben, nicht untergehen oder in Vergessenheit geraten, dieses Ziel hat die einstige Ikone der New-Wave-Bewegung tatsächlich erreicht. Nimmt man ihre Erzählungen über Drogen- und Sexexzesse in den 70ern für bare Münze, keine Selbstverständlichkeit. Auch dass sie, mit inzwischen 68 Jahren, noch immer auf der Bühne steht und auf 40 Band-Jahre zurückblicken kann, hätten wohl die wenigsten erwartet. Während Robert Plant, Neil Young, Mick Jagger oder Keith Richards höchstens voller Bewunderung auf ihr Alter angesprochen werden, sieht die Sache bei Frauen bekanntlich anders aus. Da kann schon der 50. Geburtstag zum Karrierekiller werden.

Blondie hingegen hat mit „Ghosts Of Download“ ein neues Album am Start, das euphorisch vor sich hinpluckert, mal Frankie Goes To Hollywood („Relax“) zitiert, dann wieder dezent an den Schunkelgroove ihres Mega-Hits „The Tide Is High“ erinnert. „I screwed up“, singt Debbie, „Ich hab’s verbockt“. Was nicht stimmt, auch wenn „Ghosts...“ nicht an die Großtaten der späten 70er, darunter die Knallersingle „Denis“, anknüpfen kann.

Einige der neuen Songs werden am 24. Juni in der Großen Freiheit 36 zu hören sein. Als sicher darf aber auch gelten, dass es dann Déjà-vu-Erlebnisse nur so hagelt. Spätestens, wenn Debbie Harry aus ihrem riesigen Hit-Repertoire schöpft und mit „Call Me“, „One Way Or Another“, „Heart Of Glass“, „Sunday Girl“, „Maria“ oder „Atomic“ all jene glücklich macht, die mit ihr gealtert sind. Einziger Wermutstropfen beim Blick auf die Setlists der vorigen Konzerte: „11:59“ wird sie aller Voraussicht nach nicht spielen. Dafür könnte aber „Dreaming“ erklingen. Und das wäre ja nun auch ein, ähem, Traum.

Blondie Di 24.6., 19.00 (Einlass), Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Karten: 58,-.; www.blondie.net