Das Globe Unity Orchestra, Meisterensemble des Free Jazz, spielt im Nochtspeicher

Es hat erstaunlich lange überlebt, dieses Globe Unity Orchestra, das in seinem Namen in schöner Utopie die Einheit und Einmütigkeit der Erde behauptet. Aber was da genau überlebt hat, ist wohl weniger ein reales Kollektiv improvisierender Musiker, sondern eher eine großartige Idee, die zur rechten Zeit immer wieder neu belebt wird.

Denn das Globe Unity Orchestra, die Free-Jazz-Band um den Berliner Pianisten Alexander von Schlippenbach, besteht nachweislich seit 1966, als es anlässlich eines Auftritts bei den Berliner Jazztagen zur gemeinsamen Konzertsache zwischen dem Peter Brötzmann Trio und dem Manfred Schoof Quintett kam. Die acht Musiker, darunter der Saxofonist Gerd Dudek, die Bassisten Peter Kowald und Buschi Niebergall sowie der Schlagzeuger Jaki Liebezeit, der später bei Can zu musikalischem Weltruhm gelangen sollte, studierten damals in Köln drei Tage lang Schlippenbachs Komposition „Globe Unity“ ein, um sie dann beim Jazztage-Konzert mit allen Mitteln der kollektiven Improvisationskunst zu zerlegen.

Aber nach schöpferischen Anfangsjahren und den auf immerhin elf Platten dokumentierten regen Aktivitäten der 70er-Jahre verbrachte das Globe Unity Orchestra, das sich bald um weitere Mitspieler vergrößert hatte, mehr Jahre im Ruhestand als auf der Bühne oder im Tonstudio. Nach einem Konzert in Chicago 1987 fiel das überwiegend aus europäischen Top-Spielern des Free Jazz zusammengesetzte Ensemble in einen Tiefschlaf, der nur von äußerst sporadischen schöpferischen Eruptionen unterbrochen wurde.

Seit es 2006 den 40. Geburtstag zu feiern galt, regt sich der vielgliedrige Saurier des Free-Jazz-Pleistozäns allerdings wieder häufiger. Im Nochtspeicher spielen mit Dudek, Schoof und von Schlippenbach drei der Gründungsmitglieder. Außerdem vereint Globe Unity derzeit die Saxofonisten Ernst Ludwig Petrowsky, Evan Parker und Henrik Walsdorff sowie den Bassklarinettisten Rudi Mahall, wie Axel Dörner (Trompete) ein langjähriger Schlippenbach-Weggefährte. Die Posaunisten Johannes Bauer und Christoph Thewes sind auch dabei, und für die zuverlässige Torpedierung der Time sorgen die beiden Schlagzeuger Paul Lvens und Paul Lytton.

Globe Unity Orchestra Do 12.6., 20.00, Nochtspeicher (S Reeperbahn), Bernhard-Nocht-Str. 69a, Tickets zu 20,-/erm. 15,- an der Abendkasse