Ariel Zeitouns Literaturverfilmung „Angelique“ führt zurück in die Zeit Ludwigs XIV.

Sie waren unübersehbar klobig, so dick wie „Anna Karenina“ oder „Schuld und Sühne“, aber auf ihren Rücken prangte ein verführerischer Name in luftig geschwungenen Lettern: „Angélique“! Das Signal war klar: Hier ging es nicht um große oder gar schwierige Literatur. Diese Wälzer luden ein zum sinnlichen Vergnügen wie eine Pralinenschachtel oder ein Schaumbad.

Der erste Angélique-Roman des französischen Schriftstellerpaars Anne und Serge Golon erschien 1956, zunächst nur in Deutschland, wo gerade „Sissi“ den Boden für Melodramen aus der Welt des historischen Hochadels bereitet hatte. Wenig später entwickelte sich die Serie auch weltweit zum Multimillionen-Hit. Standesgemäß folgten zum Teil sehr erfolgreiche Verfilmungen. Angélique erschien wie eine Brigitte Bardot aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Sie war eine Superheldin in eigener Sache, eine Projektionsfläche für Begehrlichkeiten aller Art.

Mitte der 1980er-Jahre wurde es dann still um Angélique, und ihre bis dahin 13 Abenteuerbände verkamen zur angestaubten Standardausstattung bundesdeutscher Gästezimmerregale. Nachdem ein langer Rechtsstreit zwischen Anne Golon und ihrem Verlag beigelegt werden konnte, erscheinen ihre Bücher seit 2008 erneut. Nun kommt eine neue Verfilmung in die deutschen Kinos, die die ersten vier Bände in zwei Stunden zusammenfasst.

Frankreich zur Zeit Ludwig XIV. Als Tochter eines Barons wächst Angélique (Nora Arnezeder) mit Standesbewusstsein und einer großen Portion Eigensinn auf. Sie wird von vielen begehrt, hat aber niemanden nötig – bis ihr Vater in finanzielle Schwierigkeiten gerät und Angélique flugs mit dem Grafen Joffrey de Peyrac von Toulouse (Gérard Lanvin) vermählt. Der ist reich, fast 60, sein Gesicht ist von Narben entstellt. Nach einer längeren Zeit des arrangierten Ehelebens beginnt die Schöne schließlich wirkliche Gefühle für ihr Biest zu entwickeln. Das unverhoffte Glück ruft Neider auf den Plan. Eine längst erledigt geglaubte Verschwörung gegen König Ludwig XIV. (David Kross) kommt wieder ans Tageslicht, und zu allem Unglück erweckt Joffrey auch noch das Interesse der Inquisition.

Der 1945 in Tunesien geborene französische Produzent und Regisseur Ariel Zeitoun hatte immer schon ein Faible für eher triviale Filme mit starken weiblichen Hauptfiguren. 2006 etwa brachte er Salma Hayek und Penélope Cruz für die Westernkomödie „Bandidas“ zusammen. Allerdings wurde „Bandidas“ ein Flop, auch „Angélique“ blieb Ende vorigen Jahres in den französischen Kinos weit hinter den Erwartungen zurück. Hierzulande, wo der Erfolg der „Wanderhure“ auf ein wachsendes Interesse an historisch Erotischem schließen lässt, könnte Zeitouns Mantel- und Degenabenteuer durchaus noch zum Erfolg werden. Er hat zwar keine Überraschungen zu bieten, die betont zeitgemäße Kameraführung macht einen bisweilen orientierungslosen Eindruck. Aber dem charismatischen Paar Arnezeder/Lanvin folgt man doch mit nostalgischem Vergnügen.

+++-- „Angélique“ F/B/A 2013, 113 Min., ab 12 J., R: Ariel Zeitoun, D: Nora Arnezeder, Gérard Lanvin, Mathieu Kassovitz, David Kross, täglich im Passage u. UCI Mundsburg; www.tiberiusfilm.de/cinema/movie/angelique