Fantastischer Retro-Soul mit Lee Fields & The Expressions am 10. Juni im Mojo Club

Seine Idole waren Otis Redding, Percy Sledge und James Brown, die Könige des Soul in den 60er-Jahren. Lee Fields wollte es ihnen gleichtun, denn der Teenager aus North Carolina galt als talentierter Sänger. Fields trat in abgelegenen Kaschemmen im Süden der USA auf, die nicht einmal eine Schanklizenz hatten, aber ein besonders kritisches Publikum. Wer es auf der Bühne nicht brachte, wurde gnadenlos ausgebuht. 1968, im Alter von 17 Jahren, kam Fields mit der Hilfe eines Scouts nach New York. Das Publikum in den Clubs im „Big Apple“ feierte den Jungen aus dem Süden, doch die Tage des Soul waren schon gezählt. Disco wurde gerade das große Ding.

Fields nahm ein paar Singles auf, 1979 erschien sein erstes Album „Let’s Talk It Over“. Die Platte ist heute ein begehrtes Sammlerstück, aber als Sänger war es mit seiner Karriere erst mal vorbei. Fields verdiente sein Geld fortan als Immobilienmakler.

Aufgegeben hat der Mann mit der grandiosen Stimme nie. Der Soul war und ist seine Leidenschaft geblieben. Nachdem hausgemachte Soulmusik seit Mitte der 90er-Jahre wieder angesagt ist, feierte auch Lee Fields ein grandioses Comeback. Sein derzeitiger Erfolg ist ungleich größer als damals in den 60er-Jahren. Wenn er am 10. Juni nach Hamburg kommt und im Mojo Club auf der Bühne stehen wird, hat er ein brandneues Album mit dem Titel „Emma Jean“ im Gepäck.

Aufgenommen hat Lee Fields es mit den Expressions, einer famosen Band, die im Geiste der 60er-Jahre musiziert. Aus New York ist er für die Aufnahmen wieder in seine Heimat, in den Süden zurückgekehrt. Nicht nach North Carolina, sondern nach Tennessee. In Memphis entstand damals der Southern Soul, doch Lee Fields entschied sich für die Country-Hochburg Nashville, die seit einiger Zeit Dreh- und Angelpunkt für Studioaufnahmen aller Genres geworden ist. „Emma Jean“ wurde in Teilen im Studio von Dan Auerbach von den Black Keys aufgenommen. Auerbach schrieb mit „Paralyzed“ auch einen Song für das dritte Album, das Lee Fields für das Label Truth And Soul aufgenommen hat. Die beiden vorangegangenen Alben „My World“ (2009) und „Faithful Man“ (2012) wurden vom britischen „Mojo Magazine“ jeweils in die Top 20 der Alben des Jahres gewählt.

Neben Charles Bradley und Sharon Jones, die beide gerade in Hamburg gastiert haben, ist Lee Fields der dritte wichtige US-Künstler, der von der Retro-Welle des Soul ins Bewusstsein des Publikums getragen worden ist. Fields ist ein authentischer Sänger, der Gefühle genauso tief ausloten kann wie Otis Redding in seinen Balladen, der aber auch ein untrügliches Gespür für zündende Grooves besitzt. Und mit den Expressions hat er eine versierte Truppe im Rücken, die ihn durch alle Gefühlslagen trägt.

Lee Fields & The Expressions Di 10.6., 21.00, Mojo Club (U St. Pauli), Reeperbahn 1, Karten zu 22,- im Vorverkauf; www.leefields.com