Das Kaltstart-Festival bringt den Stadttheaternachwuchs nach Hamburg

Das Hamburger Kaltstart-Festival geht in seine neunte Saison und präsentiert in zahlreichen Gastspielen Einblicke in die Arbeit junger Theaterschaffender an den deutschsprachigen Stadt- und Staatstheatern und der Freien Szene. Das „unbekannteste Festival des Nordens“, wie die „Süddeutsche Zeitung“ es einmal titulierte, ist es schon lange nicht mehr. Von Jahr zu Jahr sind die Reichweite, Qualität und die Professionalität in der Organisation gestiegen.

In diesem Jahr ist das Kaltstart-Symbol der Nixe einem Octopus mit Hafenmütze gewichen. Das ist nicht die einzige Neuerung. Statt bisher über drei Wochen erstreckt sich das Festival vom 29. Mai bis zum 7. Juni im Kulturhaus III&70 auf komprimierte zehn Tage. Auftakt und Schluss gehören dem „Finale“, den Diplominszenierungen der Theaterakademie, die in diesem Jahr einen Schwerpunkt beim Musiktheater setzen. In der Reihe „Kaltstart Pro“ präsentiert das künstlerische Leitungsduo aus Anne Schneider und Melanie Schwarz 15 Arbeiten von der Klassikeradaption bis zum Dokumentarstück. Bei den Bewerbungen haben sich drei inhaltliche Schwerpunkte herauskristallisiert, „Identität“, „Krise“ und die Auseinandersetzung mit „Sprache“.

So hat etwa der junge Regisseur Jan Koslowski mit einem Team von der Volksbühne Berlin das Stück „Kevin allein im Universum“ (30.5., 19 Uhr) über Fragen der Identität selbst entwickelt. Mit einem Klavier als Fixpunkt und zwei Einbrecherinnen. Regisseur Leo Skverer hat sich am Schauspiel Leipzig in der Produktion „Das Missverständnis“ nach Albert Camus mit einer Familientragödie auseinandergesetzt, in der Mutter und Schwester den eigenen Sohn und Bruder nicht erkennen und ihn aufgrund seines inzwischen erlangten Reichtums meucheln. Mit dem Zweipersonenstück „Die Reise nach Petruschkin“ in der Regie von Felicitas Braun reist sogar eine Produktion vom derzeit trudelnden Schlachtschiff der Szene an, dem Burgtheater Wien.

In der Jugendabteilung „Kaltstart Jung“ kommen 13- bis 24-jährige Darsteller aus dem norddeutschen Raum und auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Das Special „Sturmflut“ gibt am ersten Wochenende freien Theaterschaffenden aus Hamburg die Möglichkeit, kleine, unkonventionelle Formate vom Kabarett bis zur Punk-Oper an ungewöhnlichen Orten aufzuführen.

Und in der Autorenlounge geben fünf Nachwuchs-Autorinnen und Autoren im Verbund mit fünf Dramaturginnen und Dramaturgen in kurzen szenischen Lesungen Einblicke in aktuelle Texte. Pausieren wird in diesem Jahr die Sparte „Fringe“, die sich vor allem Performance-Formaten widmete. Neu ist mit „Ankerwurf“ ein dreitägiges Workshop-Programm. Alle Sparten sollen im besten Fall das Erkennen von Tendenzen ermöglichen. Was gibt es Schöneres, als wenn einmal im Frühsommer die junge Dramatik mitten in der Schanze hochkocht?

„Kaltstart Theaterfestival Hamburg 2014“ 29.5. bis 7.6., Kulturhaus III&70 (S Sternschanze), Schulterblatt 73, Karten im Festivalzentrum 13,-/erm. 9,-, Tagesticket 15,-/12,-, Dreierkarte 28,-/19,-; www.kaltstart-hamburg.de