Johannes Nabers Satire „Zeit der Kannibalen“ zeigt die Abgründe der Profitgier

Ihr Leben spielt sich in immergleichen Hotelzimmern und Konferenzräumen unter Ausschluss der Außenwelt ab. Öllers (Devid Striesow) und Niederländer (Sebastian Blomberg) sind Top-Unternehmensberater, die in Dritte-Welt-Metropolen für ihre „Company“ Umstrukturierungen und Rationalisierungsmaßnahmen durchsetzen. Die sechs Jahre, die sie aus dem Koffer leben, sind nicht spurlos an ihnen vorübergegangen. Privates? Falls vorhanden, spielt es sich am Telefon ab. Grenzenloser Zynismus, Gleichgültigkeit und Menschenverachtung entladen sich nicht selten in diskriminierendem Verhalten gegenüber Einheimischen.

Als die junge, noch latent idealistische Kollegin Bianca März (Katharina Schüttler) zu ihnen nach Lagos beordert und ihr Rivale Hellinger zum Partner der „Company“ ernannt wird, zerbröselt Öllers und Niederländers jahrelang antrainierte Fassade. Doch damit nicht genug, der außerhalb ihrer klimatisierten Luxushotel-Existenz tobende nigerianische Bürgerkrieg dringt unaufhaltsam zu ihnen vor.

Es ist der globale Wirtschaftswahnsinn, den Regisseur Johannes Naber in seiner kammerspielhaften Satire „Zeit der Kannibalen“ an den Pranger stellt. Beißende Kapitalismuskritik, getragen von einem formidablen Darstellertrio, nimmt im Verlauf des Films immer groteskere Züge an. Selten hat ein Finger-auf-die-Wunde-legen im deutschen Kino so viel Spaß gemacht.

++++- „Zeit der Kannibalen“ D 2013, 93 Min., ab 12 J., R: J. Naber, D: S. Blomberg, D. Striesow, täglich im Abaton, Blankeneser Kino; www.zeitderkannibalen.de