Im Mai 1954 erschien die erste Ausgabe der „Brigitte“, bis heute steht die Frauenzeitschrift für Verlässlichkeit, Engagement und Qualität

Hamburg. Mag sein, dass es viele Modezeitschriften gibt, so viele, dass man sie kaum zählen kann. Und die meisten von ihnen tragen Frauennamen. Genau wie die Mutter aller Frauenzeitschriften, „Brigitte“. Aber die „Brigitte“ ist nicht nur das Vorbild für alle Zeitschriften, die sich ebenfalls mit Mode, Psychologie und Partnerschaft, mit Gesundheit, Dossiers, Reise, Wohnen und Essen beschäftigen, so wie es die „Brigitte“ seit vielen Jahren tut. Sie macht es auch besser, weil sie Qualitätsjournalismus liefert, gut recherchierte, gut geschriebene, spannende Geschichten, Reportagen, Porträts mit guten Fotos. Und sie war schon immer ihrer Zeit voraus.

Seit der ersten Ausgabe im Mai 1954 macht sich die „Brigitte“ für Frauenthemen stark. Zu der Zeit mussten Frauen ihre Männer noch fragen, wenn sie berufstätig sein oder ein Konto eröffnen wollten. Erst fünf Jahre zuvor war per Grundgesetz die Gleichberechtigung festgeschrieben worden, praktiziert wurde sie noch lange nicht. Im Laufe der Jahre verstand „Brigitte“ es geschickt – weit über die klassisch weiblichen Themen Küche, Kosmetik und Kleider hinaus –, mit allem, was Partnerschaft, Familie, Alter oder Befindlichkeit betrifft, neue Reportage- und Berichtsschwerpunkte zu setzen. Themen, die viele Frauen und ihre Lebenszusammenhänge direkt betrafen.

Sanften Journalismus könnte man das nennen. Doch ob es nun antifeministisch ist oder nicht, vornehmlich angeblich „typisch“ weibliche Themen wie Mode und Kosmetik zu behandeln, statt auf Geschlechtsneutralität zu setzen: Viele schauen eben doch mal gerne drauf. Mag sein, dass man die Aufforderung, Diät zu machen, für eine Zumutung hält. Aber wenn man ehrlich ist, gesteht man sich ein, dass sich die meisten Frauen eben doch mit dem Thema beschäftigen, politische Korrektheit hin oder her. Die „Brigitte-Diät“ jedenfalls, die kalorienreduzierte Mischkost anbietet, gibt es seit 1969, und sie gilt als eine der zuverlässigsten Abspeckmethoden überhaupt. Auch die „Brigitte-Extra-Modelle“, Blusen, Hosen oder Röcke, die man in verschiedenen Größen bestellen konnte, waren so eine Sache für alle, immer ziemlich up to date in der Mode und doch erschwinglich.

„Brigitte“ ist so wie die meisten Menschen: Sie zeigt ein paar Ecken und Kanten, ist aber eigentlich eher „normal“. Vielleicht macht das ihren großen, lange anhaltenden Erfolg aus. Die Rezepte sind legendär. Man kann sie nachkochen und sie schmecken. So einfach ist das. So zuverlässig. Zuverlässig ist ein Wort, das für die ganze Zeitschrift gelten könnte. Die Leserin wird über das Neueste informiert, sie wird nicht bombardiert, überfordert. Sie wird dort, wo sie sich ein bisschen, aber vielleicht ein bisschen zu wenig auskennt „abgeholt“, wie man heute sagt. Nie hat die „Brigitte“ schrille Töne angewandt oder Klatschgeschichten verbreitet. Oft hat sie spannende Nischen besetzt. Etwa, indem sie Frauen und ihr Leben in fremden Ländern porträtiert hat. Zu einer Zeit, als noch nicht jede Leserin für etwas mehr als die Kosten eines Taxis zum Flughafen nach Afrika oder Asien fliegen konnte, lasen sich diese Geschichten ziemlich exotisch.

Unvergesslich für jede, die es je gelesen hat, die jahre- (oder jahrzehntelange) Kolumne „Machen Sie das Beste aus Ihrem Typ“. Nee, wie war es schön, die Normalfrau mit Durchschnittsklamotten und eher nicht so gut sitzenden Haaren auf dem „Davor“-Bild zu sehen. Und dann die „Danach“-Bilder anzuschauen, auf denen schmink- und frisurmäßig alles aus derjenigen rausgeholt worden war, was von der Natur zwar angelegt, aber einfach immer übersehen wurde. So träumt doch jedes Mädchen davon, mal in den Schönheits-, Wellness- oder Kleidungstopf zu fallen und durchgestylt zu werden. Das ist fast so schön, wie als Kind eine Nacht im Süßigkeitenladen zu verbringen.

Das Geheimnis des Erfolgs der Zeitschrift ist wohl, dass die Marke „Brigitte“ für Qualität bürgt. Vertreter der Literaturverlage wissen seit Langem, dass zwar viele Rezensionen über ein Buch erscheinen können, wirklich durchschlagender, messbarer Erfolg im Verkauf erreicht ein Roman aber meist erst dann, wenn in der „Brigitte“ ein Hinweis, eine Rezension gedruckt wird.

„Brigitte“ war es auch, die als erste Zeitschrift Hörbücher herausgab. 2005 erschien die erste Edition von zwölf Hörbüchern „Von Frauen für Frauen“, die im Abstand von 14 Tagen auf den Markt kamen. Zwei Tage vor dem offiziellen Start der Edition gab es bereits 50.000 Vorbestellungen auf den ersten Titel, der von Elke Heidenreich herausgegeben wurde. Die Kritikerin hatte auch jahrelang für die Zeitschrift Bücher besprochen und damit große Erfolge bei Leserinnen, Buchhändlerinnen und Verlagen erzielt.

Politisch engagiert hat sich die Zeitschrift bei Frauenthemen: Abtreibung, Scheidung, alleinerziehende Mütter, Sexualität, Partnerschaft, all dies war der Redaktion wichtig. Und heute sind es die Dossiers zu Themen wie „weibliche Macht“, „Karrierechancen“ oder „typisch weiblich?“. Themen, die eigentlich jede Frau interessieren.

Ein paar Spin-offs der Zeitschrift sind mit den Jahren dazu gekommen: „Brigitte Woman“ für Frauen über 40, „Brigitte Mom“ für Mütter und solche, die es werden wollen. Ja, und natürlich „Brigitte online“. Ganz normal eben. So, wie es bei „Brigitte“ immer war. Da scheint es fast selbstverständlich, dass die Chefredakteurin Huber mit Vornamen Brigitte heißt.