Das Drama „Im Namen des ...“ thematisiert Schwulsein in der Kirche

Erst relativ spät, mit 21, fühlte sich Adam (Andrzej Chyra) zum Dienst für Gott berufen. Als Priester bei den Jesuiten wird er von Warschau in die polnische Provinz versetzt. Hier soll er ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche leiten. Der progressive Geistliche hat Charisma, das spüren nicht nur die Jungs, mit denen er Fußball spielt, sondern auch die hübsche Ewa (Maja Ostaszewska). Bald macht sie ihm Avancen, beim Tanzen, mit selbst gebackenem Kuchen, sogar halbnackt auf dem Bett. Adam widersteht Ewas Verführungskünsten, offiziell wegen des Zölibats. Dabei ist das Priesteramt nur eine Flucht für ihn, sich seine Vorliebe für Männer nicht einzugestehen. Bis er Łukasz (Mateusz Kósciukiewicz) begegnet, dem schweigsamen Bauernsohn, wie er ein Außenseiter im Dorf. Sie geben sich gegenseitig Halt, und bald fällt Adam die selbst gewählte Enthaltsamkeit immer schwerer. Schon bald brodelt die Gerüchteküche, erste Denunziationen folgen.

Małgośka Szumowska zeichnet mit ihren Werk, ausgezeichnet mit dem Berlinale-Teddy als bester Spielfilm 2013, ein differenziertes Bild Polens. Ihr unaufgeregtes Drama kreist um ein zweifaches Tabu: Homosexualität in der katholischen Kirche und in der Gesellschaft ihrer Heimat. Sie setzt ein Zeichen in Zeiten der Minderheitenverfolgung in vielen osteuropäischen Ländern. Damit allein würde sie hierzulande allerdings wohl nur offene Türen einrennen. Doch „Im Namen des ...“ ist weit mehr als ein politisches Statement, sondern ein berührendes, verwirrendes und völlig unsentimentales Porträt schwulen Begehrens, fernab der Debatte um den Skandal sexueller Missbräuche in der katholischen Kirche.

++++- „Im Namen des ...“ Polen 2012, 96 Min., ab 16 J., R: Malgorzata Szumowska, D: Andrzej Chyra, Mateusz Kosciukiewicz, täglich im Passage; Internet: www.imnamendes.de