Wie sich Besucher rund um die Fanmeile ihre Zeit vertreiben

Kopenhagen. Hamburg und Peking liegen gerade einmal zehn Meter auseinander. Zumindest in der dänischen Hauptstadt. Das hat nichts mit Mängeln in der geografischen Bildung der Dänen zu tun, sondern vielmehr mit dem Eurovision Song Contest. Nicht genug damit, dass Kopenhagen ohnehin voll ist von Touristen aus aller Herren Länder, die sogar an diesem trübgrauen Freitag in kleinen und größeren Gruppen durch die Innenstadt ziehen und die Zeit bis zum Finale am Sonnabend mit Sightseeing überbrücken. Nein, die Gastgeberstadt des 59. Europäischen Sängerwettstreits hat auch noch einen Nachbarn aus nah und einen aus fern eingeladen, um die Fanmeile (die bestimmt rein zufällig gleichzeitig die wichtigste Shoppingmeile der Stadt ist) zu beleben.

Auf dem Højbro-Platz herrscht ein fröhlicher Clash of Cultures. Während Öffentlichkeitsarbeiter aus Peking mit frenetisch trommelnden Hostessen und als Pandabären kostümierten Kung-Fu-Kämpfern um die Gunst der Dänen und der Touristen buhlen, kann man ein paar Meter weiter am Hamburg-Stand nicht nur Menschen Löcher in den Bauch fragen, sondern auch als Karaoke-Sänger tätig werden.

Zwar können sich die Ergebnisse nicht ganz mit dem messen, was im offiziellen Eurovision Village einige Hundert Meter weiter auf die Bühne gebracht wird. Dort sind in den vergangenen Tagen immerhin unter anderem der bei vielen als Favorit gehandelte Däne Basim und die bärtige Königin der Herzen Conchita Wurst aufgetreten. Dafür haben gerade größere Gruppen beängstigend viel Spaß bei der Interpretation von Eurovision-Hits im blauen Hamburgvision-Container.

Falls Ihnen in den nächsten Tagen wild singende Menschen vor Hamburger Kulisse im Internet begegnen sollten: Keine Angst, die tun nix. Genauso wenig wie das Grüppchen Spanier, das Finalistin Ruth Lorenzo schon in der Hotel-Lobby mit einem Gruppenfoto in den Nationalfarben unterstützt. Dass die rot-gelben Regenschirme eigentlich Werbegeschenke eines Spielzeugladens sind, stört da kaum. Hauptsache, Eviva España!

Das offiziell ausgegebene Motto „join us" (sei dabei) nimmt man hier jedenfalls sehr ernst: An jeder zweiten Ecke gibt es Informationsstände, multimediale Aktionen oder ein überlanges Plakat mit der für nicht Eingeweihte etwas kryptischen Aufschrift „Shoo-be-doo-be-doo-bap-dap-dee-bee-dey“. Auch da steckt natürlich der ESC dahinter. Einfach mal in Basims „Cliché Love Song“ reinhören und sich selbst zu einem neuen Ohrwurm gratulieren.

Wer lieber seinen Liebsten oder seine Liebste begleitet als alle anderen, kann das Jubiläum der weltweit ersten gleichgeschlechtlichen Ehe, die vor 25 Jahren in Kopenhagen geschlossen wurde, entweder mit der LGBT-Community auf dem Rainbow Square begehen – oder mit einer Spontanhochzeit. So geht Völkerverständigung auf Dänisch.