Das 1. Internationale Musikfest Hamburg wagt Schritte Richtung Elbphilharmonie

Manche ließen schon im Vorfeld des 1. Internationalen Musikfests in Hamburg kein gutes Haar an der Sache. Das Programm bestehe aus Konzerten und Ereignissen, die im regulären Spielplan der beteiligten Hamburger Institutionen längst vorgesehen gewesen seien. Der Einwand ist in Teilen richtig, doch dem Publikum ist das wahrscheinlich erstens egal, und zweitens ist gegen gemeinsame Sache in dieser vor noch gar nicht so langer Zeit musikalisch-organisatorisch so heftig zerstrittenen Stadt überhaupt nichts einzuwenden.

In den vergangenen Wochen aber machte das Musikfest eher durch spektakuläre Absagen auf sich aufmerksam. So wurde das Konzert des Orchestra Mozart, das gewiss kein Repertoire-Gastspiel gewesen wäre, nach dem Tod seines Dirigenten Claudio Abbado ersatzlos gestrichen. Anna Netrebko wollte plötzlich nicht mehr die Margarethe in Gounods „Faust“ singen; der für sie als Ersatz verpflichteten Diva Angela Gheorghiu fiel nach ein paar Wochen ein, dass sie als Einspringerin ja eigentlich gar nicht zur Verfügung steht. Nun singt die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva die Juwelenarie und alles andere Gretchenhafte in der konzertanten Aufführung zum Musikfest-Finale am 15. Juni.

Lorin Maazel hat sich aus gesundheitlichen Gründen vom Gastspiel abgemeldet. An seiner Stelle dirigiert nun Zubin Mehta die Münchner Philharmoniker mit der großartigen Sopranistin Anja Harteros bei einem reinen Richard-Strauss-Programm (21.5.).

Konzertante Oper steuern außerdem die Hamburger Symphoniker mit einer exzellent besetzten Aufführung der „Königskinder“ bei, der kaum gespielten Oper des „Hänsel und Gretel“-Komponisten Engelbert Humperdinck (18.5.). Michaela Kaune, Brendell Gunell und Jochen Schmeckenbecher gehören zum Sängeraufgebot. Bartóks Schauerdrama „Herzog Blaubarts Burg“ wird vom NDR Sinfonieorchester konzertant dargeboten (15./18.5.). Es singen Michelle De Young (Judith) und John Relya (Herzog Blaubart).

Cameron Carpenter bringt seinen elektronischen Hybrid aus Kirchen- und Kino-Orgel in den Mojo Club und spielt ein heterogenes Programm von Bach bis Bacherach (15.5.). Gleich drei Abende widmet das Musikfest dem Bariton Matthias Goerne, der mit den Pianisten Christoph Eschenbach und Piotr Anderszewski drei Schubert-Zyklen singt (26./28.5., 2.6.).

Noch mehr Schubert gibt es an einem hamburgisch besetzten Kammermusikabend um den Cellisten Niklas Schmidt (25.5.). Renaud Capuçon (19.5.) und die wundervolle Pianistin Maria Joao Pires (13.6.) geben der Kammermusik weiteres Gewicht. Ausverkauft sind The Notwist und Nicolas Jaar, auch für The Junip gibt es nur noch Restkarten.

Nach dem Ende des Musikfests, bei dem alle wichtigen Player der Stadt an einem Strang ziehen, wird man besser wissen, wie weit Hamburg auf seinem Weg zur Musikstadt gekommen ist.

1. Internationales Musikfest Hamburg Fr 9.5., 20.00, Laeiszhalle (Eröffnung; Konzerte hier und an anderen Spielorten bis 15.6.). Tickets zu 9,90 bis 181,50 (zahlreiche Ermäßigungen und Rabatte) unter T. 35 76 66 66, www.musikfest-hamburg.de