Ein Heißluftballon schwebt über die Münchner Frauenkirche hinweg, aus dem Korb dringt keifendes Schnattern: Frauenkirche! München! Na schau halt hin! Schon dieses erste Bild übers aufgeblasene Rechthaben angesichts des Offensichtlichen ist so entzückend bekloppt, dass man Benjamin Heisenbergs erster Komödie sofort in jeden erdenklichen Wahnsinn zu folgen bereit ist. Absturzgefahr? Egal.

Als wäre es eine konfrontationstherapeutische Maßnahme gegen das Kritiker-Lob, Heisenbergs Werk komme ja so toll ohne psychologisierende Dramatisierungen aus, nennt der Regisseur seinen Film lustvoll freudianisch „Über-Ich und Du“. Der Bindestrich wird im Vorspann erst nachträglich eingeblendet, erzählt werden soll also offenbar auch vom Ich und Du, vom Wir, wer immer das sein mag; eine Jedermann-Geschichte, und zwar eine speziell deutsche, inspiriert durch reale Ereignisse.

Der betagte Psychologe Curt Ledig (André Wilms) soll bei seiner Tochter einziehen. Doch als der Kleinkriminelle Nick (Georg Friedrich) sich bei ihm vor seinen Gläubigern versteckt, wittert Ledig einen „interessanten Fall“. Heisenberg macht allerdings bald klar, dass er das Schwankhafte dem Abgründigen entschieden vorzuziehen gedenkt – zugleich aber den Witz zu oft in gestanzte Dialoge einsperrt. Dem anfangs so schön unverschämten Groove kommt immer mehr die Dichte abhanden, und so ist der Absturz am Ende leider nicht mehr zu vermeiden.

+++-- „Über-Ich und Du“ D 2014, 94 Min., ab 6 J., R: Benjamin Heisenberg, D: André Wilms, Georg Friedrich, täglich im Passage, Studio-Kino