Erschütternder Dokumentarfilm: „The Fake Case“

Mehr als 50.000 Menschen haben innerhalb weniger Wochen die weltweit größte Ausstellung von Ai Weiwei in Berlin gesehen. Nur der berühmte chinesische Künstler selbst darf immer noch nicht kommen. Der dänische Dokumentarfilm „Ai Weiwei – The Fake Case“ gibt jetzt rückblickend Auskunft über sein Schicksal. Es ist ein sehr persönliches Porträt – und zugleich ein erschütterndes Dokument über Gewalt, Willkür und Machtmissbrauch.

„Mein Ziel war nicht, einen umfassenden, vielstimmigen Einblick in China zu geben. Ich wollte sehen, was er sah, und hören, was er hörte“, sagt Regisseur Andreas Johnsen. Konsequent verzichtet der Filmemacher auf eigene Kommentare, dafür beobachtet er den oft fast kafkaesken Alltag von „Meister Ai“ in Peking: das Spielen mit seinem kleinen Sohn Ai Lao, die Gespräche mit der Mutter, den Freunden und Unterstützern – und immer wieder die Begegnung mit den Verfolgern, Polizisten und Schlägertypen vor seinem Haus.

Ai Weiwei weiß nicht, was ihm vorgeworfen wird. „Zersetzung der Staatsmacht“, heißt es anfangs mit Blick auf seinen regimekritischen Blog. Später soll er mit der Designfirma Fake, an der er gar nicht beteiligt ist, millionenschwere Steuerhinterziehung begangen haben. Davon hat der vor allem auf Englisch gedrehte Film seinen doppeldeutigen Titel: „The Fake Case“ bedeutet mit Blick auf die tatsächlich existierende Firma „Der Fall Fake“. Mit Blick auf die fingierten Vorwürfe gegenüber Ai heißt es aber auch „Der erfundene Fall“. (liv)

++++- „Ai Weiwei – The Fake Case“ Dänemark 2013, 86 Min., o.A., R: Andreas Johnsen, täglich im Abaton, Studio-Kino