„Labor Day“ ist als altmodischer Liebesfilm nur unfreiwillig komisch

Und dann backen sie auch noch einen Pfirsichkuchen. Sechs Hände zermanschen gemeinsam einen Haufen Obst in einer Teigschüssel, die Hände gehören einem Mann, einer Frau und einem Kind, die aber keine Familie bilden. Denn der Mann, der sich als eine Art Konditoreiphilosoph entpuppt, hat sie gerade erst zusammengezwungen, mit Gewalt. Er brummt nun in die Knetmasse: „Die Leute richten sich zu sehr nach Rezepten, statt einfach zu fühlen.“

Nach einer Romanvorlage von Joyce Maynard erzählt Regisseur Jason Reitman die eh schon unglaubwürdige Geschichte der geschiedenen Adele, die sich an dem titelgebenden „Labor Day“ im Jahr 1987 binnen kürzester Zeit in den entlaufenen Sträfling Frank verliebt – obwohl der sie und ihren 13-jährigen Sohn Henry als Geiseln gefangen hält in ihrem märchenhaft windschiefen Haus in Massachusetts. Adele ist schrecklich einsam und etwas depressiv, und ihr altkluger Sohn weiß auch warum: Nicht dass ihr Exmann sie verlassen hat, hat sie so traurig gemacht, sondern der Verlust der Liebe an sich.

So stellt sich Hollywood also einen sogenannten „Frauenfilm“ vor. Das Verheerendste an „Labor Day“ indes ist nicht mal, welch bizarre Geschlechterrollen der Film aufruft: die schwache Frau, die sich alle Sehnsucht und Sinnlichkeit abtrainiert hat und zu ihrem Glück gezwungen werden will. Das Verheerendste ist, dass mindestens Regisseur Reitman wirklich an diese irre doofe, irre überkommene Groschenheftchenfantasie aus Kochstudio und Handwerkersex zu glauben scheint. Seine bisherigen Filme wie „Thank You for Smoking“, „Juno“ und „Up in the Air“ spielten zwar immer wieder mit gefühligen Motiven, flüchteten sich im entscheidenden Moment aber meist in Ironie, Sarkasmus, Zynismus.

++--- „Labor Day“ USA 2013, 112 Min., ab 6 J., R: Jason Reitman, D: Kate Winslet, Josh Brolin, Tobey Maguire, Gattlin Griffith, täglich im Koralle, UCI Mundsburg; www.laborday-film.de