Jazzrock-Legende Billy Cobham kommt am 9.5. mit seiner aktuellen Band in die Fabrik

Grenzenlose Begeisterung und tiefe Abneigung: Der Jazzrock, der in den frühen 70er-Jahren aufkam, polarisierte maximal. Und einer der Musiker, an dem sich damals viele Bewahrer des echten Jazz rieben, war Billy Cobham, dessen furioses Schlagzeugspiel den Sound von John McLaughlins Mahavishnu Orchestra prägte, und der später zahllose Alben unter eigenem Namen einspielte.

„Für den neuen Schlagzeuger-Typ (...) kam es darauf an, die Emotionalität und die kommunikative Kraft des Rock mit der Beweglichkeit und Vielschichtigkeit des Jazz zu verbinden“, schreibt Joachim-Ernst Berendt in seinem „Jazzbuch“ und verweist darauf, dass Cobham zwar diesem neuen Typus angehört habe, mit seinen späteren Aufnahmen das Mahavishnu-Niveau aber nie mehr erreichen konnte. Ein klarer Fall von Ansichtssache, denn wer sich mit ein paar Jahrzehnten Abstand durch Werke wie „Spectrum“ (1973, u. a. mit Tommy Bolin, Jan Hammer und Ron Carter) oder „Crosswinds“ (1974, u.a. mit den Brecker-Brüdern, John Abercrombie und George Duke) hört, dürfte immer noch begeistert sein von dem enormen Drive, der irren Spielfreude, die da aus den Boxen kommt. Dass ein Fünfer-CD-Set mit Alben aus diesen Phasen cobhamschen Schaffens derzeit für unter 15 Euro im Handel ist, macht es noch leichter, mit möglicherweise lang gepflegten Vorurteilen aufzuräumen. Als einst abfällig als „zerfrickelte Studentenmucke“ weggemobbte Zeug hat was. Immer noch.

In der Fabrik wird Billy Cobham gemeinsam mit Jean-Marie Ecay (Gitarre), Michael Mondesir (Bass), Christophe Cravero (Keyboard/Violine) und Camelia Ben Naceur (Keyboard) am 9. Mai gewiss auch ein wenig in der Vergangenheit schwelgen – zumal er von seiner Komposition „Spectrum“ inzwischen eine neue, aktualisierte Version eingespielt hat. Jazz, Funk, eine ordentliche Prise Rock: Dafür stand und steht ein Mann, der auch mit inzwischen 70 Jahren noch eine Macht an Toms und Becken ist. Und sein Wissen, seine Kunst, längst weitergibt, etwa in Workshops, bei denen er dem Nachwuchs auf die Sprünge hilft. Die „Funky Side Of Things“, denen er schon 1975 auf dem gleichnamigen Album frönte, er hat sie immer noch drauf.

Billy Cobham Fr 9.5., 21.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten: 27, -im Vorverkauf; www.billycobham.com