Bei der Verleihung der European Newspaper Awards erhielt das Hamburger Abendblatt 15 Preise, mehr als jede andere deutsche Zeitung

Wien. So viele Preise gab es noch nie für das Hamburger Abendblatt: Mit insgesamt 15 Awards of Excellence wurde die Redaktion von Norddeutschlands größter Regionalzeitung beim European Newspaper Award im Wiener Rathaus ausgezeichnet. Die Jury vergab die Preise für Design und Konzept in insgesamt sechs unterschiedlichen Kategorien an das Hamburger Abendblatt. Keine andere deutsche Zeitung erhielt so viele Awards of Excellence wie das Abendblatt.

Das Hamburger Abendblatt wurde unter anderem für herausragende Titelseiten der Hauptausgabe, aber auch seiner kostenlosen Wochenendzeitung „Hamburger Abendblatt – die Woche“ ausgezeichnet. Die Gestaltung des Magazins am Wochenende wurde ebenso von der Jury mehrfach hervorgehoben wie die Beilage „Himmel & Elbe“. Die Redaktion erhielt außerdem Preise in den Kategorien Fotografie, Bildseiten, Visualisierung, Illustration und Konzept; unter anderem für eine Sonderausgabe zum Festival des Art Directors Club, die von Hamburger Werbefachleuten gemeinsam mit der Redaktion entwickelt und gestaltet wurde.

Mehr als 500 Chefredakteure, Verleger, Online-Profis und Mediendesigner diskutierten in Wien beim European Newspaper Congress die Zukunftsfragen der Branche. Zeitungsdesigner Norbert Küpper analysierte die Trends des europäischen Zeitungsgeschäfts: Immer mehr werden Nachrichten und Geschichten nicht nur mit Worten, sondern vor allem auch mit Bildern, Illustrationen und Infografiken erzählt. Das Zeitungsdesign wird edler, manchmal geradezu künstlerisch. Europaweit sei die Berichterstattung aus dem direkten Umfeld der Leser, das Lokale, weiter auf dem Vormarsch.

Die Zukunft des Journalismus wird besser als seine Vergangenheit

Europas Zeitungen setzen deutlich mehr auf eigene, selbst entwickelte Geschichten, so Küpper. Die Berichterstattung von der Pressekonferenz spiele eine immer geringere Rolle. Bei immer mehr Zeitungen beobachtet Küpper eine Abkehr von der traditionellen Ressortstruktur. Bei der niederländischen Zeitung „de Volkskrant“ etwa gibt es jetzt im ersten Teil nur noch ein Ressort – „das Wichtigste“. Das können Texte aus dem Ausland ebenso sein wie Sport, Kultur oder Landespolitik.

Für Google-News-Direktor Richard Gingras ist es keine „Frage, dass die Zukunft des Journalismus besser wird als seine Vergangenheit“. Denn: Es würden mehr Nachrichten gelesen als je zuvor, sagte Gingras, der nach seinem Auftritt in Wien nach Hamburg weiterreiste und am Dienstagabend zu Gast am Hamburger Presseclub war. Gingras: „Wir konsumieren die Medien nicht – wir leben in ihnen.“ Dies geschehe vor allem durch Smartphones – im vergangenen Jahr seien weltweit mehr Smartphones als Zahnbürsten verkauft worden. So erreiche uns die Nachricht, die uns interessiere, jederzeit und an jedem Ort.

Veit Dengler, Vorstandsvorsitzender der „Neuen Zürcher Zeitung“, kündigte an, ins Nachbarland Österreich expandieren zu wollen. Auf einen Schritt in Richtung Deutschland mochte er sich in der Diskussion allerdings nicht festnageln lassen. Er ist überzeugt davon, dass bei der Nachrichtenflut unserer Zeit die klassische Aufgaben der Zeitung – erklären, bewerten und analysieren – wichtiger denn je sind.

Zu den großen Themen des Kongresses gehörten auch Roboter- und Daten-Journalismus. Hinter den Begriffen verbergen sich Technologien, die es ermöglichen, mithilfe von Computer-Algorithmen automatisch Nachrichtentexte zu verfassen oder Themen aus dem schier unendlichen Datenmaterial im Internet herauszufiltern.

Seit 2001 zählt das Hamburger Abendblatt regelmäßig zu den Preisträgern des größten europäischen Zeitungswettbewerbs. 2014 haben 211 Zeitungen aus 25 Ländern teilgenommen. Der Preis wurde initiiert vom Zeitungsdesigner Norbert Küpper, der ihn gemeinsam mit den Fachmagazinen „Medium Magazin“, „Der Österreichische Journalist“ und „Schweizer Journalist“ veranstaltet. Die Hauptpreise gehen in diesem Jahr an „Hallingdølen“ aus Norwegen (Lokalzeitung), „Leeuwarder Courant“ (Regionalzeitung) und „de Volkskrant“ aus den Niederlanden (überregionale Zeitung), und die „Welt am Sonntag“ (Wochenzeitung). Sonderpreise erhielten die russische Zeitung „Moskovskie Novosti“ und die Webseite „publico.pt“ aus Portugal.

In den 20 Kategorien wurden insgesamt mehr als 40 deutsche Zeitungen ausgezeichnet. Aus der Funke Mediengruppe – zu der das Hamburger Abendblatt seit dem 1. Mai gehört – wurden außerdem die „Berliner Morgenpost“, die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ aus Essen und die „Braunschweiger Zeitung“ ausgezeichnet.