Jörg Maurers aktueller Kriminalroman „Felsenfest“ erzählt von Wanderern mit einer brisanten Geschichte.

Klassentreffen können grausam sein. Alle sind sie in die Jahre gekommen, die einst blühenden Schönheiten verwelkt, die knackigen Jungs ergraut. Die Verhaltensmuster aber sind noch immer die selben, Außenseiter bleibt halt Außenseiter, Darling bleibt Darling.

Dem Klassentreffen, von dem Jörg Maurer in seinem aktuellen Kriminalroman „Felsenfest“ erzählt, wohnt noch eine besondere Brisanz inne: Es ist lebensgefährlich für die Teilnehmer. Oben auf einem Berggipfel haben sie sich versammelt, die ehemaligen Pennäler, die jetzt Arzt, Studienrat oder Hotelbesitzerin geworden sind. Wandern wollen sie dort, gemeinsam einen schönen Sommertag verbringen, in Erinnerungen schwelgen. Damit ist es jäh vorbei, als ein ominöser Maskenmann auftaucht und die Schar von Ex-Schülern gleich im Ganzen als Geisel nimmt.

Die Kriminalromane des Musikkabarettisten Jörg Maurer firmieren marketingtechnisch unter dem Schlagwort „Alpenkrimi“, sind aber qualitativ abgründig weit entfernt von einer süddeutschen Spielart des Regionalkrimis à la Rita Falk. Das ist auch in diesem sechsten Fall für den grantigen Kommissar Hubertus Jennerwein so. Maurer vereint deftigen Humor mit einem schelmischen Stil des Erzählens, satirische Seitenhiebe paaren sich mit einer streng strukturierten Dramaturgie. Die Spannung erwächst hier aus dem Schmunzeln, die Charaktere sind handfest, gern auch ironisch überhöht.

Der jüngste Fall nun betrifft Jennerwein weit mehr, als er eingangs denkt. Wie sich nämlich herausstellt, sind die Entführten seine ehemaligen Klassenkameraden. Zwar pflegt Jennerwein kaum noch Kontakt zu den ehemaligen Mitschülern, weshalb er seine Teilnahme am Treffen auch abgesagt hat, gleichwohl beschleichen ihn arge Zweifel, ob der Fall nicht doch etwas mit der schulischen Vergangenheit zu tun hat. Und vielleicht sogar mit ihm, dem Kriminalhauptkommissar. Letztlich aber führt die Lösung des kuriosen Falles weit zurück in die mittelalterliche Historie jenes Kurorts, in dem Jennerwein seiner Ermittlertätigkeit nachgeht.

Nach „Unterholz“ ist „Felsenfest“ erneut ein sprachspielerisch kriminalistischer Glücksfall.

Jörg Maurer: „Felsenfest“. Scherz Verlag, 432 Seiten, 16,99 Euro

Volker Albers schreibt an dieser Stelle regelmäßig über Kriminalromane