Die Ausnahmeschauspielerin Sophie Rois ist bei der Lesung von Maughams „Theater“ in den Kammerspielen zu erleben. Es ist ein Paradestück der zeitdiagnostischen Gesellschaftskomödie.

Es gibt Schauspieler, einige wenige sind es nur, die können auch das Telefonbuch aufsagen. Man würde trotzdem an ihren Lippen hängen. Sophie Rois gehört dazu. Seit 1992 schon ist sie die Diva an der Berliner Volksbühne, sorgt in Inszenierungen von Frank Castorf bis Christoph Marthaler für unvergessliche Momente. In Hamburg glänzte sie zuletzt in den Schnellsprech-Aufführungen „Neues vom Dauerzustand“ und „Mädchen in Uniform“ von René Pollesch.

So eine kann sich natürlich auch ohne großen Theaterzauber jeden Text so aneignen, dass er der ihre wird. Ein Wiedersehen mit der Ausnahmespielerin gibt es am 18. April in den Hamburger Kammerspielen. Unter dem Titel „Sophie Rois macht ‚Theater‘„ nimmt sich Rois den 1937 veröffentlichten tragikomischen Roman „Theater“ von William Somerset Maugham vor. Als szenische Lesung mit Musik, eingerichtet von ihrem Lebensgefährten Clemens Schönborn.

Ihre Damenhaftigkeit wirkt durch ihre freche Art alterslos

Der Schauspieler-Roman „Theater“ ist ein Paradestück der zeitdiagnostischen Gesellschaftskomödie. Eine verheiratete, nicht mehr ganz junge Schauspielerin beginnt im London der späten 1930er-Jahre eine Liebschaft mit einem deutlich jüngeren Mann. Seine Jugend ruft Erinnerungen wach an die Anfänge ihrer Karriere und ihrer Ehe. An die goldenen Zeiten, in denen sie mit ihrem Gatten ein Theater eröffnete und die Leidenschaft noch frisch war.

Bekanntlich toben nicht nur auf der Bühne Lieben und Leiden, Weltschmerz und manchmal auch der Wahnsinn, sondern auch dahinter. Maugham breitet Intrigen, Schweinereien, Liebeleien aus. Ihre Stimme könnte Gläser zum Zerspringen bringen, sie kann die Hysterikerin mit dem Nerv-Faktor einer Vuvuzela geben, aber genauso gut die leicht angeraute verruchte Göttin. Vor allem ist es eine rare Qualität der Sophie Rois, dass sie alles kann, komisch sein und wahnsinnig dramatisch. Ihre Damenhaftigkeit verwandelt sich durch ihre freche Art in etwas absolut Altersloses. Rois wuchs im österreichischen Ottenheim bei Linz auf, was ihr bald zu eng wurde. Nach der Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar lebt sie seit 1986 in Berlin. Ihre Wohnung zieren zahlreiche Ehrungen vom Grimme-Preis bis zum Faust, zuletzt wurde sie in diesem Jahr zum Chevaliers des Arts et des Lettres ernannt.

Mit anspruchsvollen Filmen wie „Der Architekt“ oder „Drei“ hat sie auch ein breites Kino-Publikum erreicht. Schlau und schön sei sie, sagte Regisseur Tom Tykwer über sie, der sie unbedingt in „Drei“ besetzen wollte.

Zahllose Hörbücher hat sie mit ihrem unvergleichlichen Organ eingesprochen. Von Klassikern wie Gustave Flauberts „Madame Bovary“ bis zu Mo Hayders „Tokio“. Für Rois lautet das erste Gebot im Theater: „Du sollst nicht langweilen“. Das dürfte mit Sicherheit auch für ihre Literaturdarbietung in den Kammerspielen gelten.

Sophie Rois macht „Theater“ Fr 18.4., 20.00, Hamburger Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9-11, Karten zu 15,- bis 25,- unter T. 413 34 40; www.hamburger-kammerspiele.de