In Hamburg entsteht bis Ende Mai der Film nach dem gleichnamigen Roman von Karen Duve. Gedreht wird mit Rosalie Thomass und Peter Dinklage

Hamburg. Der Hauptdarsteller blieb lange unbeachtet. Am Fischmarkt parkte am Montag ein elfenbeinfarbener Daimler mit Werbeaufklebern für die „Szene Hamburg“ . Er ist sozusagen der Protagonist in „Taxi“, der Verfilmung von Karen Duves gleichnamigen Roman. Leben kam in die Szenerie, als zwei seiner „Kollegen“ sich dazugesellten. „Game of Thrones“-Star Peter Dinklage spielt Marc, Rosalie Thomass ist als Taxifahrerin zu sehen. Bis Ende Mai werden Szenen in Hamburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen gedreht.

„Das waren noch Autos“, sagte Karen Duve anerkennend mit Blick auf den betagten Diesel. 13 Jahre hat die Autorin als Taxifahrerin in Hamburg gearbeitet. Ihre skurrilen Erlebnisse bildeten die Grundlage für den Roman. Irgendwann, sagt sie, habe sie gar nicht mehr daran geglaubt, dass es mit der Verfilmung noch klappen würde. Jetzt hat sie für den Film sogar das Drehbuch geschrieben. Anders als anderen Autoren bereitete ihr das eher ein Vergnügen. „ Während meiner Lesereisen hatte ich immer den Eindruck, dass ich mein Buch am liebsten noch einmal umschreiben möchte. Dazu hatte ich jetzt die Gelegenheit.“ Sie hat Charaktere weggelassen, andere weiterentwickelt.

Zu denen, die im Film mehr Raum bekommen, zählt der Fahrgast Marc (Dinklage). Er entwickelt ein besonderes Verhältnis zur Fahrerin Alex (Thomass), daraus entwickelt sich eine Romanze. „Alex ist eine junge Frau, die lernt zu lieben. Marc ist der Erste, der alles aushält“, sagt Thomass, die erzählt, „Taxi“ sei eines ihrer fünf Lieblingsbücher. Die Schauspielerin, die in der von Dominik Graf inszenierten „Polizeiruf 110“-Folge „Er sollte tot“ bekannt wurde, lernte für ihren Taxi-Part sogar „Hamburger Schnack“, soll diese Sprachfertigkeiten aber jetzt doch nicht zum Einsatz bringen. Ihre Rolle findet sie „total modern und visionär“.

„Ich bin immer auf Herausforderungen aus“, begründet Peter Dinklage seine Rollenwahl. Nachdem Regisseurin Kerstin Ahlrichs und Thomass ihn in New York besucht hatten, um das Projekt vorzustellen, sagte er zu. Ahlrichs hat in der Vorbereitung auf eine Casterin verzichtet und sich alle Schauspieler selbst ausgesucht. Sehr ungewöhnlich. Mit dabei sind Robert Stadlober, Stipe Erceg, Armin Rohde und Katharina Thalbach – als Taxifunk-Stimme. Ein echter Coup ist die Besetzung auch für die Produzenten Rudi Teichmann und Dieter Zeppenfeld. Dinklage feiert bereits mit der TV-Fantasy-Serie „Game of Thrones“, in der er als Tyrion Lannister zu sehen ist, große Erfolge. Der 44-Jährige hält Taxifahrer für „ganz spezielle Leute“, mit denen er auch im wahren Leben besondere Erfahrungen gemacht hat. „Ein Fahrer fing plötzlich zu schluchzen an, weil seine Frau ihn verlassen hatte. Aber vielleicht wollte er auch nur ein besonders großes Trinkgeld.“ Der amerikanische Schauspieler hat deutsche Wurzeln: „Mein Großvater sprach noch fließend Deutsch.“

Duve hat ihren Roman geschrieben, um bestimmten Taxifahrern aus den 80ern ein Denkmal zu setzen. „Die hätten jeden Beruf ausüben können“, erinnert sie sich. Eigentlich wollte sie nun einen weiteren Roman schreiben. Die Arbeiten daran hat sie aber abgebrochen, um aus ihrer Hauptthese ein Sachbuch zu machen. „Warum die Sache schiefgeht. Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen“ soll im Herbst erscheinen.

„Taxi“ wird in den kommenden Tagen unter anderem auf dem Großneumarkt, auf der Reeperbahn, im Alten Elbtunnel, vor dem CCH und beim Café Treibeis in der Gaußstraße gedreht. 2015 soll der Film in die Kinos kommen.