Der gradlinige Selbstfindungstrip „Spuren“ erzählt eine wahre Geschichte

Es sollte eigentlich kein Buch darüber geben und konsequenterweise auch keinen Film: Als die Australierin Robyn Davidson in den 70er-Jahren ihre Wüstendurchquerung durchs Outback ersann, kam es ihr darauf an, ganz allein und für sich zu sein. Einzig der finanzielle Druck konnte die junge Frau dazu bewegen, einen Foto-Artikel über ihre Reise an den „National Geographic“ zu verkaufen. Glaubt man dem Film „Spuren“, der sich Davidsons schließlich doch noch geschriebenes Buch zur Vorlage nimmt, nahm die damals 27-Jährige es nur mit äußerstem Widerwillen hin, sich an wenigen Stationen des 3000-Kilometer-Trips fotografieren zu lassen. Es ist eine Haltung, die man als Leser vielleicht, als Kinozuschauer jedoch kaum begreifen kann: Die Landschaft, das Licht, ihre Kamele und sie selbst in ihrer sonnengegerbten, verwilderten Schönheit sehen einfach viel zu gut aus. Und das nicht nur, weil Robyn Davidson von Mia Wasikowska verkörpert wird.

Dieses Sträuben gegen das Offensichtliche macht den besonderen Reiz des Films aus, der ansonsten ohne große Verwicklungen daherkommt. „Spuren“ zeichnet geradlinig Robins Weg nach: 1975 kommt sie nach Alice Springs, um den Umgang mit Kamelen zu lernen. Im Milieu der Kamelführer muss sie zunächst beweisen, dass sie es „in sich hat“. Nach harten Lehrjahren bricht sie dann mit vier Kamelen und einem Hund auf, um zu Fuß zum Indischen Ozean zu gelangen. Unterwegs stattet ihr Fotograf Rick (Adam Driver) seine Besuche ab. Einen Teil des Wegs wird sie von einem Aborigine namens Eddie (Roly Mintuma) begleitet, der das Mädchen mit den Kamelen anderen, mit so verachtenswerten Vehikeln wie einem Auto fahrenden Touristen vorzieht. Es kommt zu ein paar lebensgefährlichen Situationen, aus denen ihr meist das pure Glück und weniger ihre Pfadfinderfähigkeit heraushilft. Am Ende taucht sie ihre Füße in den Indischen Ozean. Man teilt als Zuschauer nach 100 Minuten Wüste ihre Freude am Nass.

Man muss „Spuren“ als rein sinnliches Erlebnis genießen – größere Erkenntnisse, Einsichten oder Entwicklungen hält er nicht bereit. Sie habe selbst nicht gewusst, warum sie das machen wollte, hört man Robyn Davidson aus dem Off erzählen. Auch der Film gibt darauf keine Antwort. Was schade ist, denn die Figur dieser eigensinnigen Frau hätte es durchaus verdient, in ihrer Widersprüchlichkeit auch dramatisch aufgefächert zu werden.

++++- „Spuren“ Australien 2013, 112 Min., ab 6 J., R: John Curran, D: Mia Wasikowska, Adam Driver, Roly Mintuma, täglich im Abaton (OmU), Koralle, Passage, UCI Othmarschen Park, Zeise; www.spuren-derfilm.de