In dem libanesischen Restaurant Bekaa wird das Essen zeitintensiv zelebriert

Békaa – das ist der Name einer Hochebene im Libanon, zwischen den Gebirgszügen des Libanongebirges und des Antilibanons. In Höhenflüge – wenn auch kulinarischer Art – schwingt sich das gleichnamige Restaurant im Grindelviertel. Allerdings muss man hier statt die Berge hinauf- ins Souterrain hinabsteigen: Dort erwartet einen dann ein kleines gemütliches Fleckchen orientalischen Genusses. Im Libanon, so heißt es, ist Essen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern vielmehr ein soziales Ereignis, das vor allem am Abend zeitintensiv zelebriert wird. Und das spürt der Gast auch in Hamburg. Wenn er überhaupt einen Platz bekommt – denn es ist proppenvoll. Die erste Frage der Bedienung daher: „Haben Sie reserviert?“ Haben wir nicht, aber Glück – ein Plätzchen für zwei Personen ist noch frei.

Mit arabischen Schriftzeichen an der Wand, sanftem Kerzenlicht und orientalischer Hintergrundmusik ist das Ambiente stimmungsvoll, ohne kitschig zu wirken. Am Nachbartisch werden gerade die Mesa serviert, eine Vorspeisenvariation in vielen kleinen Schälchen. Die wollen wir auch! Kurze Zeit später werden die Köstlichkeiten vor uns aufgereiht und von der freundlichen Bedienung erklärt: Artischocken in Safranöl, Schneidebohnen in Tomaten-Sesam-Sauce, geröstete Auberginenpaste, Falafel in Sesamsauce, die Kichererbsenpaste Hommos, Petersilien-Bulgursalat namens Tabbouleh und der persönliche Favorit Mangoldsalat – ebenfalls in Sesamsauce. Harmonisch gewürzt und durch ordentlich Zitronensaft herrlich erfrischend. All das wird mit einem dünnen Weizenbrot „herausgelöffelt“, Besteck ist überflüssig. Die Mesa Normale für 8,50 Euro reicht als Vorspeise locker für zwei.

Die Schälchen werden abgeräumt und durch einen Salat ersetzt – grünes Blatt und Tomate, unspektakulär, aber lecker. Als Hauptgang wählen wir auf der übersichtlichen Karte „Lahme schikaf“ für 13,50 Euro: Köstlich butterweiches Kalbsfleisch in sieben Gewürzen mariniert und am Spieß gebraten liegt auf Zwiebel-Sumakbrot, einem dünnen Teigfladen mit viel Petersilie und überstreut von gerösteten Nüssen. Dazu gibt es Kartoffelspalten und einen dicken Klecks Hommos. Meine Begleitung genießt „Asafir“ (14,50 Euro), gegrillte Wachtel auf einem Gemüsebett in Zwiebel-Essigbaumgewürzsud, der sich herrlich fruchtig mit dem Rosinenreis verbindet. Schon schwelgen wir in einem Gewürztraum aus 1001 Nacht.

Wer das Geschmackserlebnis mit einem typischen Wein abrunden möchte, der wählt einen Libanesen, ab 5Euro pro Glas. Wir entscheiden uns für die alkoholfreie Variante – auch ein frischer Minztee und eine fruchtige Rhabarberschorle passen hervorragend zum orientalischen Menü.

Den Nachtisch – Pfefferminzeis mit Baklava, einem süßem Gebäck aus Blätterteig, Nüssen und Zuckersirup – bestaunen wir nur noch am Nachbartisch, wir sind pappsatt. Dafür kommt der spendierte Arak, der typische Anisschnaps, gelegen. Mit dem Hinweis „Der hat 58 Prozent, also Vorsicht!“ serviert, sorgt die Mischung aus Schärfe und Süße für ein wohliges Gefühl im Magen, das uns mit einem vollends seligen Lächeln diesen Exkurs ins libanesische Hochland beenden lässt. So köstlich wie es war, kommen wir sicher bald wieder hier hinauf – äh, hinunter.

Restaurant Bekaa Mo–Sa 18.00–23.00, Rentzelstraße 50 (Metrobus 4/5), T. 45 49 75; www.mybekaa.de