Sein vorheriger Film „Crazy Heart“ war ein Meisterwerk, auch mit „Auge um Auge“ hat Regisseur Scott Cooper wieder Erstklassiges abgeliefert. Coopers Sozialdrama spielt in einer langsam sterbenden Industriestadt in Pennsylvania. Russell Baze (Christian Bale) schuftet dort in einem Stahlwerk, sein jüngerer Bruder Rodney (Casey Affleck), ein traumatisierter Irak-Veteran, hat keine Lust auf die anstrengende Maloche und verdient sein Geld bei illegalen, aber lukrativen Boxkämpfen in abgelegenen Höfen in den Appalachen. Der Pate dort ist der brutale Curtis DeGroat (Woody Harrelson). Nachdem Rodney oben in den Bergen gekämpft hat, ist er spurlos vom Boden verschwunden. Russell macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach seinem Bruder, denn die Polizei hat offensichtlich Angst vor DeGroats Gang.

Coopers Film besticht in vielerlei Hinsicht: Der Regisseur hat ein überragendes Schauspielerensemble zusammengestellt, aus dem Christian Bale noch herausragt. Er entwickelt seine Charaktere mit viel Ruhe, beschreibt die heruntergekommene Gegend detailliert und schafft so eine atmosphärische Dichte. Darüber hinaus ist „Auge um Auge“ ein ebenso spannender wie harter Film. Wem „Der Geschmack von Rost und Knochen“ gefallen hat, der wird auch Coopers Film mögen. Bale zeigt in der Rolle des fürsorglichen Bruders und Sohnes – Vater Daze liegt im Sterben–, dass er zu den wandlungsfähigsten und somit überragenden Schauspielern in Hollywood gehört. Er allein schon ist die Kinokarte wert.

+++++ „Auge um Auge“ USA/GB 2013, 117 Min., ab 16 J., R: Scott Cooper, D: Christian Bale, Casey Affleck, Woody Harrelson, Willem Dafoe, täglich im Cinemaxx Harburg, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek