Der Trailer am Ende von „Nymphonamiac I“ war ein Cliffhanger, den man nicht so leicht vergisst, ein schnellschnittiges Kaleidoskop aus Gewaltszenen. Im zweiten Teil folgen wir der erwachsenen Joe (Charlotte Gainsbourg) weiter auf ihrem Kreuzweg zur ersehnten Erlösung durch den Sexus. In Lars von Triers „Nymphomaniac II“ schlürft sie noch immer Tee mit Beichtvater Seligman (Stellan Skarsgård). Aber die Sehnsucht, vom Sonnenuntergang immer ein wenig mehr zu erwarten, wird komplizierter, wenn man erwachsen ist. Joe hat jetzt mit ihrem Ex-Chef ein Kind. Und sie hat keine Lust mehr auf den Geschlechtsakt. Also schleicht sie sich nachts aus dem Haus, um sich von einem schweigsamen Auspeitscher, gespielt von Film-Bubi Jamie Bell, fachgerecht züchtigen zu lassen. Dafür riskiert sie alles, die Ehe, das Leben des unbeaufsichtigten Kindes. Und verliert. Ihre Buße wird die Einsamkeit. Das Leben kann nur noch mit dem Anstand des Außenseitertums hinter sich gebracht werden. Mit der Idee von der sexuell aufbegehrenden Rebellin, die einen Schuld-Sühne-Komplex auslebt, verirrt sich Lars von Trier in seinem sicher schwächsten Projekt.

Seine am Ende geschundene, zerbeulte und bepinkelte Heldin wirkt alles andere als erlöst.

+++-- „Nymphomaniac II“ DK 2013, 124 Min., ab 16 J., R: Lars von Trier, D: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, täglich im Abaton (OmU), Studio-Kino, Montag Cinemaxx Harburg/Wandsbek