Darren Aronofskys Bibelfilm „Noah“ ist ein spektakulärer Genre-Neustart

Bibelfilme sind gänzlich aus der Mode gekommen. Nicht selten geraten sie als kostspielige und damit riskante Großproduktion außerdem noch zum Reizthema wie Mel Gibsons „Die Passion Christi“. Auch Darren Aronofskys 125 Millionen Dollar teurer Bibel-Blockbuster „Noah“ hat schon im Vorfeld die Nerven seiner Produzenten strapaziert. In einigen Ländern ist „Noah“ verboten worden, weil er gegen die Lehre des Islam verstößt, die bildliche Darstellung von Propheten untersagt. Und dass diverse christliche Gruppen in den USA Einwände angemeldet haben, überrascht auch nicht wirklich.

Dabei ist „Noah“ der bestmögliche Neuanfang eines heiklen, lange verpönten Genres und zugleich eine Art Testballon für „Exodus“, das im Dezember startende Bibel-Epos von Ridley Scott.

Wie sehr sich Darren Aronofsky („Black Swan“) in seine Noah-Auslegung vertieft hat, wie viele originäre Ideen und aktuelle politische Botschaften er in seinen Film einfließen lässt, wird schon nach wenigen Minuten deutlich: In einer verwüsteten Landschaft, über der selbst der Himmel nur ein fahles Grau hervorbringt, sammeln Noah (Russell Crowe) und seine Söhne Sem (Douglas Bouth) und Ham (Logan Lerman) Essbares. Als einer seiner Söhne eine winzige weiße Blume, die magisch in der ausgebrannten Erde strahlt, pflückt, ermahnt Noah ihn, nur das zu sammeln, was sie zum Leben brauchen.

Bevor Gedanken an Sintflut und Arche überhaupt aufkommen, erfahren wir, dass Noahs Sippe als Nachkommenschaft des unschuldigen Set Sammler, Vegetarier und Pazifisten, sind. Die, die ihren Planeten so zugerichtet haben, die Nachfahren Kains, hingegen Jäger, Fleischesser und Mörder.

Fallstricke wie Gotteserscheinungen oder niedliche Tierszenen vermeidet Aronofsky. Stattdessen wird Noah von dunklen Träumen heimgesucht, die er zunächst nicht recht zu deuten weiß. Eine Prise Magie, verabreicht durch seinen Großvater Methusalem (Anthony Hopkins) rückt den göttlichen Plan schließlich ins rechte Licht.

Gefallene Engel, die übermenschlichen „Wächter“, helfen Noah beim Bau der Arche. Als das Werk verrichtet ist, die computeranimierten Tierscharen die Arche bezogen haben und die finale Schlacht mit den Kain-Nachkommen geschlagen ist, setzt Aronofsky noch einen drauf.

Nach einer garstigen Vision ist Noah sicher, dass weder er selbst, noch seine Frau Naameh (Jennifer Connelly), noch seine Söhne oder Ziehtochter Ila (Emma Watson) die Sintflut überleben sollen. Zu viel Unheil hat die Menschheit über die Erde gebracht.

Gut, dass bei einem Bibelfilm der Ausgang bekannt ist. Aber aufregend ist dieser „Noah“ trotzdem.

++++- „Noah“ USA 2014, 138 Min.., ab 12 J., R: Darren Aronofsky, D: Russel Crowe, Jennifer Connelly, Emma Watson, täglich im Savoy (OF), Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek (3-D), UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek (3-D); www.noah-derfilm.de