Über die Zukunft des Buchs diskutierte im Literaturhaus ein illustrer Kreis von Bibliophilen

Hamburg. „5plus“, das ist die Kooperation von acht über das Bundesgebiet verteilten Buchhandlungen. Häusern mit Tradition und Geschichte, die das alte Kulturgut Buch als Erfolgsprodukt kennen. Aber das ist es heute nicht mehr zwangsweise, wo die Digitalisierung über uns gekommen ist und E-Books das neue große Ding sein könnten oder aber das Lesen gleich ganz eingestellt wird. Immerhin, die Großflächengeschäfte und Buchketten scheinen als Konkurrent aus dem Feld geschlagen, wohingegen der Feind nun Amazon heißt – aber wie steht es abseits dessen um die Zukunft des Buchs?

Doch ganz gut, wie Buchhändler Wilfried Weber (Felix Jud) in einer von „5plus“ initiierten Veranstaltung im Literaturhaus sagte: „Wo kann man sonst so gut geistigen Austausch und Nähe zu anderen Menschen finden wie in der Buchhandlung?“ Eine beinah rührende Äußerung, die freilich vor allem klar machte, dass der altmodisch-klassische Buchverkäufer bei der Zukunft des Buches natürlich immer auch an den eigenen Berufsstand denkt. Warum auch nicht, gehören ja irgendwie zusammen, das schöne, das gute Buch im Hardcover, die gediegene und doch moderne Buchhandlung. Nicht zu modern sollte die sein, jedenfalls nach dem Geschmack von Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi, der als Buchliebhaber gilt und in Zeiten der Schnipsel-Unkultur und Klickomanie am Fortbestand der Lesekultur zweifelt: „Die Menschen sind zu sehr vernetzt, um überhaupt noch zum Lesen zu kommen.“

Die Gruppe, die da am Schwanenwik zusammenkam, war illuster – und am Ende nicht ganz so pessimistisch wie von Dohnanyi. Der Literaturkritiker Lothar Müller („Süddeutsche Zeitung“) hob darauf ab, dass wir in einer Mischkultur leben, in der Digitales neben Analogem existiert, Verlagschef Daniel Kampa (Hoffmann und Campe) verwies darauf, dass das Bücherverkaufen schwerer geworden ist als früher. Das E-Book werde das Taschenbuch auf lange Sicht ablösen, das originale Buch bleiben. Der langjährige „Zeit“-Journalist Ulrich Greiner sprach vom Verdrängungswettbewerb und den zu vielen Büchern, die erscheinen; der Münchner Buchhändler Michael Lemling verwies auf die nachkommende Generation von begeisterten Lesern. Beim Vorlesen hätten zuletzt alle sechs Kinder am Ende von „Onkel Toms Hütte“ geweint, berichtete Familienvater Lemling.

Was zum einen beweist: Münchner Buchhändler sind enorm fortpflanzungsambitioniert. Zum anderen: Es kann nicht so schlecht bestellt sein um die Attraktivität von Literatur. Dass zukünftige Lesegenerationen immer wieder aufs Neue gewonnen werden müssen, darüber herrschte bei allen Beteiligten Einigkeit. „Wir müssen den Kindern früh beibringen, wie schön Lesen ist“, sagte von Dohnanyi stellvertretend, „und die Lesefähigkeit stärken, weg von der Playstation!“