Staatsoper Hamburg

Allein Edita Gruberova macht die herausragende Musik

| Lesedauer: 2 Minuten
Joachim Mischke

Donizettis „Lucrezia Borgia“ ist eine Oper, bei deren Handlung Logik weniger wichtig ist als Ausdruck. Die richtige Bühne für Opernsängerin Edita Gruberova, die in Hamburg ihr erstes von drei Gastspielen gab.

Hamburg. Edita Gruberova tritt nicht auf, sie tritt in Erscheinung. Eine Opernbühne mit dem üblichen Drum und Dran, Regie und Konzept, muss sie dafür nicht mehr haben. Mit der konzertanten Aufführung von Donizettis „Lucrezia Borgia“, einer jener Opern, bei deren Handlung Logik weniger wichtig ist als Ausdruck, hatte die Belcanto-Virtuosin beim ersten von drei konzertanten Aufführungsabenden ein ideales Betätigungsfeld als Sängerdarstellerin ganz großer alter Schule abgesteckt. Wenn sie sang, verblassten alle anderen in diesen Momenten, obwohl einige Kollegen an der Bühnenrampe durchaus in der Lage waren, in ihren großen Nebenrollen neben einem solchen Superstar des Schönstgesangs bestehen zu können.

Die Geschichte der giftmischenden, männer- und am Ende auch noch sohnmordendenden Borgia tat nicht weiter zur Sache, so ganz ohne Requisiten – nicht einmal ein kleines Becherchen für den einen oder anderen vergifteten Trank war vergönnt – war die finstere Dramatik voll und ganz Aufgabe des Ensembles. Gruberova schuf sich ihre Abgründe selbst, mit nach wie vor stupender Kontrolle über ihre fast nie die Wirkung verfehlende Technik, derart verfeinert und variiert, dass man auch als Stammgast solcher Opern-Phänomene nur staunen kann. Auf José Bros als Gennaro war von Anfang an Verlass, ein Tenor, der für zwei singt. Als schmierlappiger Gegenpart Don Alfonso großartig: Adrian Sâmpetrean. Cristina Damian, die in York Höllers „Der Meister und Margarita“ zu Recht gefeierte Margarita, holte als Maffio das Beste aus dieser Partie heraus. Schade nur, dass Pietro Rizzo als Konfektionswaren-Dirigent wenig mehr bot als mittelprächtige Begleitmusik. Doch das war dem Premierenpublikum gleich. Hier machte der Star die Musik.

Weitere Termine: 30. März, 3. April. Informationen unter: www.staatsoper-hamburg.de

Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Freitag-Ausgabe des Hamburger Abendblattes