Das Internationale Maritime Museum zeigt ab Sonnabend eine Flaschenpost, die vergangene Woche in der Kieler Förde entdeckt wurde

Hamburg. Es ist die wohl unsicherste Methode der Nachrichtenübermittlung, aber manchmal findet selbst eine Flaschenpost ihr Ziel. So ist es zumindest vor ein paar Tagen geschehen, als der Ostsee-Fischer Konrad Fischer mit seinem Kutter „Maria 1“ in der Kieler Förde unterwegs war und als „Beifang“ eine altertümliche Flasche im Netz hatte.

Sie enthielt eine dänische Postkarte, Briefmarken aus dem Deutschen Kaiserreich und auf einem Stück Karton die Bitte eines Mannes namens Richard Platz aus Berlin, die Postkarte an seine Adresse zu schicken. Der offenbar mit Bleistift verfasste Inhalt der Postkarte ist im Moment noch nicht zu entziffern, hierum werden sich Kriminaltechniker demnächst bemühen.

Nachdem Konrad Fischer die Flasche samt Inhalt jetzt Peter Tamms Internationalem Maritimen Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat, wird der spektakuläre Fund dort von Sonnabend an für mindestens vier Wochen zu bewundern sein.

Dass es sich dabei, wie in einigen Medien berichtet wurde, um „die älteste Flaschenpost der Welt“ handelt, ist allerdings nachweislich falsch. So zeigt das Maritime Museum in seiner Ausstellung „Glaube, Liebe, Hoffnung“ zurzeit das Original einer Flaschenpost, die 38 Jahre älter ist: Am 28. September 1875 warf Arend Schumacher, der Kapitän des in Seenot geratenen Schoners „Maria Helena“, im Skagerrak eine Flaschenpost ins Meer. Schumacher, der sich in dem Brief von seiner Familie verabschiedete, überlebte als einziges Mannschaftsmitglied die Katastrophe, Jahre später wurde sein Abschiedsbrief gefunden und der Familie zugestellt.

Die weltgrößte Flaschenpostsammlung mit 662 vergilbten Briefen wird übrigens im Hamburger Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie aufbewahrt. Darunter befindet sich auch eine Nachricht, die Mitglieder einer deutschen Südpol-Expedition 1903 bei Tasmanien abgesetzt hatten. Sie wurde am 19. März 1955 in Neuseeland angespült und war mit 52 Jahren am längsten unterwegs. Diesen Rekord hat die von Konrad Fischer gefundene Flaschenpost mit 101 Jahren Zustelldauer jetzt eindrucksvoll gebrochen. Vielleicht werden die Recherchen des Maritimen Museums den Brief tatsächlich wieder lesbar machen und das Geheimnis enthüllen, das der Berliner Richard Platz kurz vor dem Ersten Weltkrieg dem Meer anvertraut hat.