Der preisgekrönte historische, lebendig-naturalistisch erzählte Roman „Ewigkeitsfjord“ von Kim Leine (Hanser, 640 S., 24,90€) ist ein großartiger Schmöker mit Niveau. Sprachlich und gestalterisch hebt sich das fiktive Epos um den von Kopenhagen ins kalte, dunkle Grönland auswandernden Missionar Morten Falck angenehm von der Massenware des Genres ab. Anhand des ausschweifenden Lebens Falcks gen Ende des 18. Jahrhunderts wird eines der finstersten Kapitel der Kolonialgeschichte aufgerollt: Die brutale, ausbeuterische dänische Herrschaft in Grönland, an deren Rechtlosigkeit nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Unterdrücker zugrunde gehen. Rebell Falck wird nicht alt, ist aber wenigstens manchmal glücklich.