Als Saša Stanišić vor einigen Jahren sein Romandebüt veröffentlichte, kamen zu den Lesungen viele aus dem ehemaligen Jugoslawien Eingewanderte. Bosnier, Serben, Kroaten, sie alle teilten seine Erfahrung der Entwurzelung. Der 36 Jahre alte Schriftsteller, der heute in Hamburg lebt, war in den 90er-Jahren nach Deutschland gezogen, nach Heidelberg. Hier wurde er in der deutschen Sprache heimisch, fing schließlich, weil ein Lehrer sein Talent erkannte, mit dem Schreiben an.

Zum Glück für die Literatur: Auch Stanišićs zweites Buch „Vor dem Fest“, das für den Preis der morgen beginnenden Leipziger Buchmesse nominiert ist, beeindruckt mit seinem stilistischen Witz. Der Roman spielt in einem Dorf in der Uckermark. „Ich verbrachte dort einige Wochen, fuhr immer wieder hin“, erzählt Stanišić, der durch eine Berliner Freundin zu dem Ort fand. Die empfahl ihm Fürstenwerder als Vorlage für sein Vorhaben, von der Provinz zu erzählen. Eine gute Wahl, findet Stanišić.

Zusammen mit seiner Freundin, einer Lektorin, wohnt er seit 2012 in Eimsbüttel; weit weg von seinen Verwandten, die in den USA und in Bosnien leben. Er mag Hamburg schon lange. Als Heidelberger war der Fußballfan mal vor vielen Jahren bei einem Spiel in Karlsruhe – der HSV war zu Gast. Stanišić verliebte sich trotz bescheidenen Spiels in die Mannschaft und wurde Fan. Weswegen er jetzt oft zum Fußball nach Stellingen geht.