Die „Abendzeitung“ in München hat eine Insolvenzantrag gestellt. Die seit 1948 bestehende Zeitung beschäftigt noch 110 Mitarbeiter und erscheint einstweilen weiter.

München. Die traditionsreiche Münchner „Abendzeitung“ bricht unter ihren Verlusten zusammen. Am Vormittag habe der gleichnamige Verlag einen Insolvenzantrag gestellt, erklärte eine Sprecherin des Amtsgerichts München am Mittwoch. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter sei der Rechtsanwalt Axel Bierbach bestellt worden.

„Nachdem die Verluste sich seit 2001 auf rund 70 Millionen Euro summiert haben, das Jahr 2013 mit einem Minus von rund zehn Millionen Euro endete und die Aussichten für 2014, nach zwei weiteren, rückläufigen Monaten, keine Besserung versprechen, sahen sich die Eigentümer des Hauses, die Familie Friedmann, nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen“, teilte der Verlag mit. Das Tafelsilber wie das Firmengebäude sowie Rundfunkbeteiligungen seien bereits verkauft. Einen finanzstarken Partner zu finden sei bislang auch wegen kartellrechtlicher Hürden nicht gelungen.

Die seit 1948 bestehende Zeitung beschäftigt noch 110 Mitarbeiter und erscheint einstweilen weiter. Insolvenzverwalter Bierbach zeigt sich optimistisch. „Der Verlag hat rechtzeitig den Insolvenzantrag gestellt und damit gute Voraussetzungen für eine Fortführung geschaffen“, erklärte er. „Es besteht kein Zweifel, dass die ,Abendzeitung‘ eine starke Marke und eine feste Größe im deutschen Boulevardjournalismus ist. Wichtig ist nun, dass Leser und Anzeigenkunden ihrem Blatt in dieser Phase die Treue halten.“

Der Bayerische Journalisten-Verband zeigte sich schockiert. „Wir wussten, dass es wirtschaftliche Schwierigkeiten gibt, aber nicht, dass es so schlimm ist“, sagte Geschäftsführerin Jutta Müller. „Wir hoffen im Moment, dass der Insolvenzverwalter einen Weg findet, die Zeitung mit möglichst vielen Mitarbeitern weiterzuführen.“