Die Hamburger Agentur Scholz & Friends steckt hinter der groß angelegten und zunächst rätselhaften Kampagne für den Autohersteller Opel

Hamburg . Das Geheimnis ist gelüftet. Der Autohersteller Opel verbirgt sich hinter der aktuellen Kommunikationsoffensive „Umparkenimkopf.de“. Claims wie „Wer schwul ist, kann nicht Fußball spielen“ oder „68 Prozent aller Männer halten Rothaarige für feuriger. 90 Prozent davon haben noch nie eine kennengelernt“ tauchen seit dem 21. Februar bundesweit auf Großflächen-Plakaten, in Print-Anzeigen, TV-Spots und Internet-Bannern auf.

Wer steckt dahinter?, wurde über die mysteriöse Kampagne gerätselt, die auf den ersten Blick wie eine staatliche Werbung für Gleichstellung anmutet. Verwiesen wurde auf die Website www.umparkenimkopf.de, auf der unter anderem bekannte Schauspieler wie Joachim Król, Nadja Uhl oder Karoline Herfurth und Ken Duken in Video-Clips über ihre Erfahrungen mit Vorurteilen sprechen und so zum „Umparken“ durch Umdenken anregen. Vergangene Woche sickerte schon durch, was am Wochenende offiziell bestätigt wurde: Opel greift an und will mit der groß angelegten Kampagne sein Image aufbessern.

Und in Zeiten, in denen Werbung nicht mehr aussehen soll wie Werbung und in denen der Kampf um Aufmerksamkeit beim Endkunden durch die Vielzahl an Medienangeboten immer härter wird, mussten sich auch die Rüsselsheimer was Besonderes einfallen lassen. Oder jene damit beauftragen, die sich damit auskennen.

Den sicherlich sehr lukrativen Auftrag, Zahlen will man leider nicht nennen, erhielt die Hamburger Agentur Scholz & Friends. Erdacht hat das Konzept der Hamburger Kreativgeschäftsführer Niels Alzen, der den Auftrag von Opels Marketingvorstand Tina Müller erhielt. Die äußerte sich zu der Kampagnen-Idee folgendermaßen: „Wir alle stehen vor der Herausforderung, dass in der Öffentlichkeit oftmals Barrieren im Kopf den Blick auf das Wesentliche verstellen und es eines zweiten Blicks bedarf. Das gilt auch für Opel. Wer jedoch die Marke und unsere aufregenden Autos einmal erlebt, bei dem hat fast immer automatisch das sprichwörtliche ,Umparken im Kopf' eingesetzt - diesen Effekt wollen wir verstärken.“

Hintergrund ist, dass die Marke Opel zwar vernünftige Autos baut, in der breiten Öffentlichkeit aber nicht das beste Image hat. Wer kennt nicht den Spruch „Jeder Popel fährt einen Opel“. Und genau darauf zielt die Angriff-nach-Vorne-Strategie von Scholz & Friends ab. Die Claims, ob man sie nun mag oder nicht, regen tatsächlich zum Nachdenken an und sorgen für Diskussionsstoff. Opel ist im Gespräch. Niels Alzen: „Nur mit Mut und Ehrlichkeit gewinnt man Glaubwürdigkeit. Mit ,Umparken im Kopf‘ beweist Opel den Mut, Vorurteile gegen die Marke ganz offen anzusprechen und sie so ins Gegenteil zu entwickeln“. Der zweite Teil der Kampagne beginnt jetzt.

Dienstag wurde die Webseite von der Teaser- auf die Vollversion umgestellt. Die bereits eingeführten Schauspieler werden bei Probefahrten mit Opel-Modellen gezeigt, dabei setzen sie sich mit der Automarke auseinander und überdenken ihre Meinung zur ihr. Nadja Uhl möchte sich „wie in einem fahrenden Wohnzimmer“ fühlen. Fahri Yardim lobt die „sahnigen Kurven“, Karoline Herfurth möchte ihren Wagen am liebsten gleich behalten. Sicherlich sagt man für Geld so manches. Dieses ist aber nicht schlecht investiert, zumindest wirkt der Spot sympathisch. Wie nachhaltig und Image polierend er tatsächlich ist, wird sich zeigen.

Am 7. März soll die TV-Werbung starten, in welcher alle Prominenten – auch Opel-Testimonial BVB-Trainer Jürgen Klopp – zusammengebracht werden und sich mit der Frage beschäftigen, ob man Werbung für Opel machen sollte.

Man kommt zu dem Ergebnis: warum nicht? Und das ist, zugegeben, der am wenigsten überraschende Teil der aufwändigen Kampagne.