Eine TV-Kritik von Stefan Reckziegel

Das Alte ganz beiseitezuschieben, das geht auch im Zweiten Deutschen Fernsehen nicht. Aber mit dem Alten zu spielen, das kann durchaus funktionieren. So handhabten es auch Claus von Wagner und Max Uthoff, die verkleidet als Georg Schramm und Ex-Anstaltsleiter Urban Priol in die Nervenanstalt einbrachen, um sie sogleich zu besetzen. Eine schöne selbstironische Idee beim Neustart der ZDF-Kabarettsendung „Die Anstalt“.

Die Revolution blieb zwar aus, mit den beiden neuen Leitern hatte die Show aber zumindest zeitweise einige anarchische Momente mehr. Das Ziel, mit ihren drei Gästen auch thematische Schwerpunkte zu setzen, gelang inmitten von ADAC, Merkel, von der Leyen und Gauck erst beim Thema Flüchtlingspolitik – als alle fünf die formalen Verfahren in der Ausländerbehörde zynisch überzeichneten.

Diesen Freiraum sollten Uthoff und von Wagner ausschöpfen. Schließlich hatte sich der damalige Programmdirektor und jetzige ZDF-Intendant Thomas Bellut maßgeblich dafür eingesetzt, dass das ZDF 2007 nach 28 Jahren Pause wieder eine Satiresendung bekam. Und im Gegensatz zur „heute show“ muss „Die Anstalt“ nicht vorrangig auf schnelle Lacher abzielen, stattdessen kann sie sich mit hintergründiger Kritik an den herrschenden Verhältnissen weiter vom Satire- und Comedy-Einerlei anderer Kanäle absetzen.