Er könnte auch als Neffe von Cindy aus Marzahn durchgehen, Deutschlands oft in Pink drapierter Unterhaltungsmatrone. Doch wer Chris Tall so kommt, dem zeigt der Comedian die kalte Schulter – natürlich nur im Scherz. Wäre ja auch schlecht, wenn er keinen Spaß verstünde. Schließlich war der leicht adipöse Hamburger (Standardspruch: „Chris hat das, was Frauen wollen – Titten!“) schon vor seinem Doppelsieg beim 12. Hamburger Comedy Pokal im Schmidts Tivoli ein gemachter Mann unter den Komikern.

„Für mich ist der Publikumspreis noch wichtiger als der Jurypreis“, sagte der 22-Jährige aus dem Stadtteil Lohbrügge, nachdem er seine Mutter fürs Siegerfoto auf die Bühne gebeten hatte. Sie dient dem schlagfertigen Sohnemann für dessen gut getimte Pointen, ebenso sein früherer traumatischer Schulalltag. „Versetzung gefährdet!“ heißt Talls Soloprogramm, an dem er gearbeitet hat, seit er die Höhere Handelsschule Bergedorf abschloss.

Zwar lernte der einstige Klassenclown anschließend Versicherungskaufmann, doch als er am 5. März 2011 – Tall hat das Datum genau parat – bei einem Comedy-Wettstreit in Trier erstmals auf der Bühne stand, hat er seine wahre Berufung gefunden. Er zog von Hamburg nach Köln, „einfach, weil es in Nordrhein-Westfalen mehr offene Bühnen für Comedy gibt“, wurde von Fernsehleuten gecastet, gewann im Vorjahr den RTL Comedy Grand Prix, geriet unter die Fittiche von Cindy und tourte im Dezember in ihrem Vorprogramm durch die Multifunktionsarenen. Seiner Förderin hat Tall nun bereits etwas voraus: Cindy war beim Hamburger Comedy-Pokal 2006 nur Zweite ...