Jan-Josef Geissler verkörpert von Lars Eidinger sitzt eine lange Haftstrafe ab, weil er seine Frau heimtückisch getötet haben soll, um eine Versicherungssumme zu kassieren.

„Killer auf der Kanzel“ – diese Schlagzeile möchte Bischof Blum (Erwin Steinhauer) nicht lesen. Aber dem Kirchenmann droht Ärger in Gestalt eines verurteilten Mörders, der sich berufen fühlt, Theologie zu studieren und später ein Pfarramt zu übernehmen. Jan-Josef Geissler (Lars Eidinger) sitzt eine lange Haftstrafe ab, weil er seine Frau heimtückisch getötet haben soll, um eine Versicherungssumme zu kassieren.

Der Bischof schickt seinen Pressereferenten Ralf Remberg (Devid Striesow) nach Bayern, um sich den von Gott erleuchteten Häftling anzusehen und zu prüfen, ob man nicht einem Schwindler aufsitzt. Geisslers Anwalt (Alexander Held) hat seinerseits die Presse von dem ungewöhnlichen Vorhaben seines Mandanten informiert und dem Boulevard eine Steilvorlage gegeben. Remberg nimmt die ihm übertragene Aufgabe ernst und recherchiert im Umfeld des verurteilten Mörders, um sich ein möglichst genaues Bild von Geissler zu machen. Freunde hat Geissler sich nicht viele gemacht, weder im noch außerhalb des Knastes. Doch Remberg arbeitet sich durch die Urteile und Verwünschungen, um zum Kern Geisslers vorzudringen.

„Der Prediger“ heißt der Fernsehfilm, für den Thomas Berger das Buch geschrieben und Regie geführt hat. Die Handlung basiert auf einer wahren Geschichte, die sich in der Realität über drei Jahrzehnte hingezogen hat, und die von Berger aus dramaturgischen Gründen auf eine kurze Zeitspanne verdichtet worden ist. Der Autor und Regisseur geht sehr ernsthaft und differenziert mit den Themen Glauben, Kirche und Seelsorge um und umschifft alle Klischees. „Sie suchen nach dem geraden Weg, und den gibt es nicht“, sagt Remberg zu einem gläubigen Mann, der ihn beherbergt.

Dieser Satz gilt auch für Bergers Film, der zum Ende mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet, und der die Frage aufwirft, ob Umkehr auch für Mörder möglich sein sollte. Im Zentrum der Geschichte stehen die Begegnungen zwischen Remberg und Geissler. Mit Devid Striesow und Lars Eidinger treffen hier zwei überragende deutsche Schauspieler aufeinander, und es ist ein Hochgenuss, dem Schlagabtausch zwischen dem sich überlegen fühlenden Prediger und dem taktierenden Kirchenfunktionär zuzusehen. Eidinger schafft es, seiner Figur eine undurchsichtige Fassade zu geben. Striesow versucht es dennoch mit präzisem Nachbohren. Überhaupt ist „Der Prediger“ bis in die Nebenrollen hochkarätig mit Schauspielern besetzt, von denen viele an Hamburger Bühnen engagiert waren oder es noch sind. Götz Schubert, einer der neuen Protagonisten am Deutschen Schauspielhaus und gerade in den „Rasenden“ zu sehen, Susanne Wolff, früher am Thalia Theater und jetzt in Berlin am Deutschen Theater, Bernhard Schütz, Wiebke Puls, Caroline Ebner und Elisabeth Schwarz gehören zur Besetzung dieses spannenden Religionsdramas.

„Der Prediger“ heute, 20.15 Uhr, ARD