Das Völkerkundemuseum widmet sich 2014 schwedischem Design, den Tibetern und Portugal – und erwartet illustre Gäste

Hamburg. Wer jemals ein Museum für eine statische Angelegenheit gehalten hat, der kennt Wulf Köpke nicht. Der erzählte bei der Jahrespressekonferenz des Museums für Völkerkunde launig, was alles kurzfristig hereinkommen, aber auch wegbrechen kann (eine Ausstellung über Brasilien etwa, schade, hätte so schön zur Fußball-WM gepasst). Immer locker bleiben, das empfiehlt sich auch für Museumsdirektoren.

Ein buntes Programm haben Köpke und sein Team für das noch junge Jahr zusammengestellt. Überaus erfolgreich läuft noch bis Ende Mai „Tscherkessen – Vom Kaukasus in alle Welt verweht“. Ab Ende Januar zeigt das Haus unter dem Titel „Jung. Innovativ. Genial“ preisgekröntes schwedisches Design und zeichnet die Verbindungslinien zur schwedischen Volkskunst nach. Zur Eröffnung erwartet man, ein bisschen Glanz schadet nie, Kronprinzessin Viktoria samt Gemahl.

Anlässlich der Feiern zu 50 Jahren portugiesischer Migration zeigt das Museum „Portugiesische Geschichten“. Eine Ausstellung, die im fernen Lissabon durchaus wahrgenommen wird, wie Köpke sichtlich stolz anmerkte; nach wie vor kämpft er darum, dass sein Haus nicht als Museum zweiter Ordnung hinter den Kunstmuseen angesehen wird.

Zu Hamburgs "China Time" setzt das Museum einen kritischen Kontrapunkt

Vergnüglich statt psychologisch tiefgründig soll die Ausstellung „Trilogie der Gefühle“ auf der Schnittstelle von moderner Kunst und Völkerkunde sein. Das fängt schon damit an, dass die Trilogie aus sieben Abschnitten bestehen wird. Zum Lachen wolle er seine Besucher bringen, sagte Köpke.

Das Museum schaut auch auf die eigene Vergangenheit und stellt die Ergebnisse einer Feldforschung aus, die der damalige Direktor in den 50er-Jahren in Westafrika durchgeführt hat. Und an die traditionell engen Verbindungen zwischen Hamburg und Lateinamerika knüpft die Ausstellung über Oswaldo Guayasamin an, den bekanntesten Maler und Bildhauer Ecuadors im 20. Jahrhundert, den hierzulande kaum jemand kennt.

Im Vorgriff auf das im November bevorstehende Renommierprogramm „China Time“ setzt das Museum einen eigenen, kritischen Kontrapunkt zur arg staatstragenden Linie. Es fragt nach der Not tibetischer Nomaden, zeigt buddhistische Nonnen und hat sich kurzfristig entschlossen, die Ausstellungen in der Reihe „Chinas Albträume“ mit Veranstaltungen über die Tibeter, Mongolen und Uiguren zu flankieren. Eine Linie, die den Chinesen eher nicht behagen dürfte. Und dann hat auch noch der Dalai Lama, der im August in Hamburg weilen wird, unaufgefordert seinen Besuch an der Rothenbaumchaussee angekündigt.

Ein Rahmenprogramm sei für ein Völkerkundemuseum unverzichtbar, erläuterte Köpke: „Es ist essenziell wichtig für uns, dass Menschen aus anderen Kulturen zu uns kommen und die Objekte zum Sprechen bringen.“ Dabei hat Köpke keine Scheu, Bezüge zum aktuellen politischen Geschehen herzustellen. An diesem Sonntag findet etwa ein Thementag „Die Olympischen Winterspiele 2014 und die Tscherkessen“ statt, der auch brisante Themen rund um Sotschi aufgreift.

Völkerkunde als Resonanzraum der Zeitgeschichte – das leuchtet insbesondere in einer Zeit ein, in der die Welt immer rasanter zusammenrückt. Weniger brisant sind die traditionellen Märkte zu Ostern und zu Weihnachten, die dieses Jahr wieder von Ausstellungen begleitet werden.

Köpke freute sich über überregionales Medienecho für die Tscherkessen-Ausstellung. Und auch die Besucherzahlen bestätigen die Linie des Hauses: 2013 haben 130.000 Menschen das Haus besucht, 5000 mehr als im Vorjahr. Natürlich sei das Geld chronisch knapp, aber immerhin habe man die vergangenen Jahre schuldenfrei überstanden. Kreativität und Improvisationsgabe sind weiterhin gefragt. Immer locker bleiben.