Wegen der großen Nachfrage gibt Schauspieler Ulrich Tukur mit seiner „ältesten Boygroup der Welt“ am Sonnabend gleich zwei Konzerte in der Laeiszhalle.

Laeiszhalle. Der Blick auf die Elbe öffnet immer wieder die Augen. Vom Studio des Clubs Hafenklang an der Großen Elbstraße ist er trotz der Hafenrandbebauung noch unverstellt. Ein Umstand, den auch Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys genießen. Kurz vor Weihnachten hatte sich der viel beschäftigte Schauspieler („Tatort“, „Exit Marrakech“, „Houston“), Autor („Die Spieluhr“), Sänger und Wahlvenezianer mit seinen drei Musikern dort getroffen, um sich auf ihre kleine Tour rund um die Jahreswende einzustimmen.

War es in der Vergangenheit fast schon Tradition, dass Tukur & Die Rhythmus Boys die Hamburger mit ihren Evergreens im eher sterilen CCH beschwingt aus dem alten Jahr wippen ließen, gibt es nun zum Auftakt 2014 doppelten Grund zur Freude: Unter dem Motto „Mit Schwung & Rhythmus ins neue Jahr“ geben Tukur und die wiederum ein Jahr reifere „älteste Boygroup der Welt“ aufgrund der großen Nachfrage am Sonnabend gleich zwei Konzerte in der Laeiszhalle.

Nachdem Tukur und Co. diesmal in der historischen Stadthalle von Wuppertal eine für ein Silvesterkonzert angemessene Atmosphäre und Akustik genossen hatten, ließen es Bandleader & Boys anschließend in Düsseldorf krachen. Von dort reisen sie auch nach Hamburg, um den Hanseaten noch mal „Musik für schwache Stunden“ ans Herz zu legen. Für das Album, ihr insgesamt fünftes, erhielten Tukur und die Tanzkapelle erst im Herbst an gleicher Stätte einen Jazz-Award. Es dreht sich bei den 15 Titeln zwar auch um Liebe, Abschied, Selbstmord und Tod. Die Viererbande interpretiert Chansons des französischen Künstlers Charles Trenet („Que reste-t-il de nos amours“) und gleich drei des italienischen Sängers Domenico Modugno indes so, dass Zuhörer keine Trübsal blasen müssen.

Dafür sorgen auf der musikalischen Weltreise auch der US-Song „Everybody Loves My Baby“ von 1932, der englische Titel „The Continental“ (1934) oder „Zwei in einer großen Stadt“. Alte Schlager von Benatzky, Kreuder oder Zarah Leander haben Tukur & Co. schon in der Vergangenheit neuen Schwung verliehen. Mal Mambo, mal Foxtrott, stets in schnieken Anzügen.

Tukur, seit 2010 als Kommissar Felix Murot beim Hessischen Rundfunk im Dienst, brachte seine Rhythmus Boys im Dezember-„Tatort“ sogar als Zirkuskapelle unter. Und als Ermittler griff der Schauspieler in jenem Milieu selbst zum Akkordeon. Das spielt Tukur auf der Bühne ebenso gern wie Klavier. Dazu gesellen sich seine launigen Conferencen und immer mal wieder ein neuer alter Jazzstandard wie „Wenn ein Mädchen A gesagt“, eine Version von „Tea For Two“, und natürlich seine drei skurrilen Orgelpfeifen mit ihrem Spaß am zuweilen schrägen Spiel und Einlagen wie etwa als dänische Akrobaten.

„Wir sind eigentlich eine sehr leise Band“, sagt Günter Märtens. Der Hamburger Musiker, mit 2,05 Meter Körpergröße noch immer Europas mutmaßlich größter Kontrabassist, hatte die Rhythmus Boys 1995 mit Tukur und Schlagzeuger Robby Schuster in der Hansestadt gegründet. Letztgenannter wurde vom kleinen Kalle Mews ersetzt, die Gruppe dann um Uli Mayer ergänzt. Obwohl Schlagzeuger und Gitarrist aus dem Ruhrpott respektive aus Schwaben kommen, sind Die Rhythmus Boys nicht nur für Bauchtänzer Märtens noch immer „eine Hamburger Band“.

Für den Frühherbst ist das Studio im Hafenklang erneut gebucht. Dem Vernehmen nach sollen dann sechs Konzerte im St. Pauli Theater folgen. Auch wenn’s beim Mitwippen in manchen Sitzreihen eng werden kann – die Elbe mitsamt der Möglichkeit des weiten Blicks ist ja fußläufig zu erreichen. Das weiß auch Tukur zu schätzen.

Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys Sa 4.1., 16.00 u. 20.00 Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Joh.-Brahms-Platz, Karten zu 17,70 (Hörplätze) bis 67,20 in den HA-Ticketshops, Tickethotline T. 30 30 98 98