Vorweihnachtlich und vorhersehbar: „Was machen Frauen morgens um halb vier?“ in der ARD

Hamburg. Brigitte Hobmeier ist eine wunderbare Schauspielerin. Man sollte froh sein, wenn man sie mal im Fernsehen sieht. Normalerweise können nur Münchner Zuschauer sie an den Kammerspielen bewundern. Oder Festivalbesucher, die sich im Sommer in Salzburg den „Jedermann“ anschauen. In dieser Inszenierung spielt Hobmeier seit diesem Jahr die Buhlschaft, eine Rolle, die seit Jahrzehnten an die großartigste Schauspielerin der jeweiligen Generation geht. Auch wenn man das nicht ganz versteht, denn die Rolle erfordert keinerlei Kunstfertigkeit in der Gestaltung. Senta Berger, Sunnyi Melles, Nina Hoss oder Birgit Minichmayr – sie alle waren mal die Buhlschaft. Na also.

In „Was machen Frauen morgens um halb vier?“, einem vorweihnachtlichen Film über eine Bäckerin – die frühe Uhrzeit im Titel deutet also auf ihren Beruf hin –, ist Brigitte Hobmeier als Juniorpartnerin ihres knorrigen Vaters plötzlich auf sich allein gestellt. Vater Josef (Peter Lerchbaumer), der in fünfter Generation die bayerische Schwanthaler Dorfbackstube führt, bekommt einen kleinen Infarkt und muss ins Krankenhaus. „Jessas Maria, der Josef“ ruft die Nachbarin, die Zuschauer merken spätestens jetzt, dass sie sich in einem urigen, launigen Heimatfilm befinden.

Franzi (Hobmeier) kann nun endlich beweisen, was in ihr steckt. Sie holt aus dem fernen Berlin ihre Großstadtschwester Carmen (Muriel Baumeister) zu sich und stellt fest, dass der Papa 120.000 Euro Schulden hat. „I werd narrisch.“ Zwangsvollstreckung droht, die Konkurrenz eröffnet nebenan einen Fertigbackshop mit Dumpingpreisen, Franzi kämpft ums Überleben. „Irgendwie kommt immer einer daher, der es schneller oder billiger macht“ sagt sie, aber aufgeben kann sie nicht.

Wie gut, dass sie da einen Jugendfreund hat, der nun in Dubai arbeitet und der die Scheichs irgendwann mit ihrem Privatjet einfliegen lässt, um die von Franzi gebackenen Stollen ganz persönlich abzuholen. Ob Christkindlmarkt oder alkoholische Zutaten, bei den Scheichs muss man vorsichtig sein, welche Ausdrücke man benutzt. Man will ja niemanden verletzen, und im deutschen Film ist man inzwischen ziemlich politisch korrekt.

Ach, es weihnachtet sehr in diesem Degeto-Film, von Matthias Kiefersauer inszeniert, der auch schon für den „Komödienstadl“ vom Bayerischen Rundfunk gedreht hat. Carmen entpuppt sich als gar nicht so schlimm großstädtisch und kann irgendwann auch mithelfen. Dem Erhalt einer Familienbäckerei steht nun kaum noch etwas im Wege. Und dass man, um 120.000 Euro Schulden abzuarbeiten, ganz schön viel backen muss, das vergessen wir mal ganz schnell. Wer Lust hat, Brigitte Hobmeier zuzuschauen und sich dabei ein wenig „dahoam“ zu fühlen, der kann bei diesen „Frauen morgens um halb vier“ wunderbar entspannt Nüsse knacken und Kekse knabbern. Alle anderen müssen heute Abend ganz schnell noch ihre Geschenke einpacken und dazu Musik hören. Sie verpassen im Fernsehen nichts.

„Was machen Frauen morgens um halb vier?“ heute 20.15 Uhr, ARD