Der Ire ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Durch „Lawrence von Arabien“ wurde er zum Star. Achtmal war O’Toole für einen Oscar nominiert.

London. Es waren diese Augen. Diese stahl-, nein eisblauen Augen. Sie schienen sich förmlich in die Leinwand zu brennen. Dazu die blonden Haare. Und die tiefe, sonore Stimme. Peter O’Toole war eine Erscheinung, die man nicht vergaß. Und er wurde 1962 grandios ins Weltkino eingeführt. Mit „Lawrence von Arabien“, einem Vierstundenepos, das nicht nur mitten in der Wüste spielte, sondern auch dort gedreht wurde. Regisseur David Lean besetzte die Titelrolle nicht mit einem Star, sondern mit einem Unbekannten, dem Iren Peter O’Toole. Einem Mann, der so gar nicht in die Gegend gehörte. Der sichtlich verbrannt wurde bei den Dreharbeiten. Aber mit erhobenem Säbel in die Schlacht ritt. Auf einem Kamel. Ein triumphaleres Debüt hat kaum einer absolviert.

Damals genügte noch ein Film, um zum Star zu werden – und fortan einen Nimbus zu haben, von dem man über Jahre zehren konnte. O’Toole war so einer. Nach seinem Wüstenepos war er ein Dauergast in Monumental- und Historienfilmen. Einer, der das Breitwandbild mit Aura füllen konnte. Immer spielte er den Mann von Größe, wenn auch meist von gebrochener. Er spielte Augustus und Hindenburg, Kaiser Tiberius im Skandalfilm „Caligula“, Papst Paul III. in der Serie „Die Tudors“, war Robinson Crusoe und Don Quixote, Sherlock Holmes und dessen Erfinder Conan Doyle. Henry II. spielte er zweimal, in „Becket“ und „Der Löwe im Winter“.

O’Toole, 1932 im westirischen Connemara geboren, hatte mehrere Aushilfsjobs hinter sich, als er mit 17 sein Debüt als Laienschauspieler gab. In die altehrwürdige Schauspielschmiede Royal Academy of Dramatic Arts sei er eher gestolpert, wegen der vielen hübschen Mädels, wie er einmal kokettierte. Sein erstes Engagement hatte er im Old Vic in Bristol, wo er bereits mit 23 den Hamlet gab. Schon bald wurde er an die Royal Shakespeare Company verpflichtet. Und spielte sich dort, wie sein Freund und Saufkumpan Richard Burton, in die oberste Charakterriege. Auf der Leinwand dagegen hatte O’Toole erst drei kleinere Rollen gespielt, als David Lean ihn unbedingt haben wollte. Mehr noch als ihm verdankte O’Toole die Rolle aber Marlon Brando: Der hatte sie abgelehnt, weil er nicht monatelang in der Wüste schmoren wollte.

Aber der Lawrence klebte auch an ihm, wie der Ben Hur an Charlton Heston. In den 1970er-Jahren, als das klassische Studiosystem von Hollywood sich überlebt hatte, begann sein Stern zu sinken, seine Filme floppten, seine Ehe zerbrach, er wurde zum chronischen Trinker. Fortan musste er auch undankbare Auftritte absolvieren, aber O’Toole war einer, der anderen mit kleinsten Szenen die Schau stehlen konnte. Bis ihn Bernardo Bertolucci in seinem China-Epos „Der letzte Kaiser“ als Lehrer des jungen Kaisers besetzte – und ihm so zu einem Comeback verhalf.

Achtmal war O’Toole für einen Oscar nominiert, beginnend mit „Lawrence“, gewonnen hat er ihn nie, womit er einen traurigen Rekord hielt. Vor zehn Jahren bekam er stattdessen einen Ehren-Oscar. Den lehnte er erst ab mit dem Verweis, er sei ja „noch im Spiel“. Seine Kinder überzeugten ihn, „den hübschen Kerl“ doch anzunehmen. Tatsächlich bekam er noch eine letzte Nominierung, 2007 für „Venus“ – ging aber erneut leer aus. O’Toole ist nun im Alter von 81 Jahren gestorben.