Die Band Madsen gab das erste von fünf ausverkauften Konzerten in Hamburg. Zum Auftakt herrschte im Molotow Partystimmung

Hamburg. Dorthin, woher Madsen stammt, fuhr man vor 30 Jahren zum Demonstrieren. Man bevölkerte halb legale Hüttendörfer, trank Rotwein aus der Flasche, sang Protestlieder zur Holzgitarre, schwitzte in der Sonne, fror nachts auf der Isomatte und skandierte immer wieder trotzige und lebensfrohe Parolen. Als nun Madsen – vor neun Jahren im wendländischen Clenze von drei Brüdern gegründet, die vielleicht in der damals „Freien Republik Wendland“ gezeugt wurden – das erste von fünf Konzerten in Hamburg gab, erinnerte überraschend viel an jene vergangenen Tage.

„5 Nächte – 5 Alben“ lautet der Name ihres kleinen Festivals im hanseatischen Kerngebiet, und folgerichtig präsentiert Madsen – übrigens schlicht der Nachname der drei Brüder – jeden Abend eines ihrer bislang fünf Alben in einem anderen, vorzugsweise kleinen Club. Dem Molotow werden Logo, Knust, Gruenspan und Markthalle folgen, alle sind schon lange ausverkauft.

Bevor im Kellerclub Molotow das Debüt „Madsen“ zur Aufführung kam, sang ein Thirtysomething mit fataler Ähnlichkeit zum TV-Moderator Elton hinter uns alle 30 Sekunden „Zuppe-di-zupp“ und dann ein „di dupp“ und leerte dazu eine Bierknolle nach der anderen. Dann kam Madsen auf die Bühne, danach waren ihre Texte strikte Vorgabe fürs mitsingwillige Auditorium.

Die Musik der Band erfreut sich höchst unterschiedlicher Wertschätzung. Während die noble Popkritik ihren in Punk wie Pop gleichermaßen verwurzelten Deutschrock gern als schnöde Massenware diskreditiert, gehören für die Fans die Konzerte Madsens zu den schönsten Momenten ihres Lebens.

Und tatsächlich entbehren die unverstellt simplen Verse von Sänger Sebastian Madsen, die fast ausnahmslos jugendliche Erfahrungswelten in Reime gießen, jeder Peinlichkeit. Sie ergänzen in erfrischender Weise die wenig komplexen Melodien. Eine schöne Abendunterhaltung, nach der niemand gedankenschwer der heimischen Klause entgegenziehen muss, sondern lieber noch irgendwo ein paar Absacker nimmt.

„Seid vorsichtig“, warnt Sebastian Madsen schon beim zweiten Song der wogenden Masse entgegen, „es herrscht starker Wellengang in Hamburg!“ Erinnerungswürdig wird am Ende des 90-minütigen Abends vor allem die Atmosphäre sein, welche die Sympathien von Madsen erzeugt haben. „Hey Mann“, ruft gegen halb zwölf Gaststar Thees Uhlmann, „das sind Madsen!“ Gejohle. „Und das“, sagt Sebastian Madsen, „ist fuckin’ Thees Uhlmann!“ Danach singen beide von „Korn & Sprite“, und dann könnte die Band auch fast unbemerkt verschwinden. Die Fans singen ihre Lieder sowieso längst unaufgefordert lauthals in den Saal. Auch wer sich zu Hause niemals eine Madsen-Platte anhören würde, hätte hier seinen Spaß gehabt. Und jene knappe Hälfte der Besucher, die nach der Frage, wer sich Tickets für alle fünf Shows gekauft habe, den Arm hob, ist zu beneiden.