Pudel Club feierte in der Fabrik mit Deichkind und All-Star-Band. Die Elektro-Anarchisten Deichkind fackelten ihr Hit- und Performance-Feuerwerk ab.

Hamburg. Familienersatz oder zumindest -ergänzung ist für den modernen Großstädter das Netzwerk. Und so ließ sich gut und gerne als politische Familienfeier bezeichnen, was da am Sonnabend in der Fabrik passierte. Der Golden Pudel Club, am Fischmarkt beheimatete Subkultur-Instanz, hatte seine kleine Holzbehausung für einen Abend verlassen und war in die Altonaer Fabrik gezogen, um eine große Agitprop-Revue zu feiern. Lang war die Schlange derer, die auf Einlass warteten. Eine kritische Masse mit feierwütigen Kids, Altlinken und Szenetypen, die einen Babysitter gefunden hatten. Empfangen wurden sie von geisterhaften Klängen, einer Kreuzung aus Akkordeonspiel und Elektrosounds, die in einem Miniatur-Pudel-Club, einer Hütte neben der Bühne, produziert wurden.

Doch bevor sie richtig steigen sollte, die Fete, gab es zunächst „brettharte Fakten“, die der Hamburger Künstler Christoph Schäfer präsentierte. Denn letztlich hatte der Pudel Club an diesem Abend seine kreativen Ressourcen aktiviert, um den neuen Verein für Gegenkultur, kurz VerFüGe, vorzustellen. Die Initiative möchte „antikommerzielle Kunst- und Kulturprojekte“ fördern und setzt sich dafür ein, selbstbestimmt im urbanen Kontext zu leben. Aushängeschild für diesen Lebensentwurf ist die real gewordene Utopie des Park Fiction direkt neben dem Pudel Club. Schäfer erläuterte in seinem Kurzvortrag, dass das Hafenfiletstück 1994 bebaut werden sollte und wie ein Netzwerk aus Nachbarn, Kirche und gemeinnützigen Organisationen eine Grünanlage durchsetzen konnte, die sich zum sozialen Treffpunkt entwickelt hat. Der VerFüGe e.V. möchte nun bewirken, dass im Obergeschoss des Pudel, in dem derzeit ein Restaurant betrieben wird, eine Archiv- und Ausstellungsfläche ausgebaut wird, um die komplexen Prozesse rund um Park Fiction besser darstellen zu können.

Wie vielgestaltig die Riege der Unterstützer ist, zeigte sich beim Konzertprogramm. Die Elektro-Anarchisten Deichkind fackelten ihr Hit- und Performance-Feuerwerk ab. Wie gehabt geschminkt und in Müllbeuteln. Zum Finale mit „Limit“ füllten sie die Fabrikbühne mit einer Hüpfburg. Raumgreifend war im Anschluss auch der Auftritt des Pudel Apparats, eine illustre All-Star-Band um Pudelgründer Schorsch Kamerun und Rocko Schamoni, die in einer Art Sessionsituation ein Best-of an Protestliedern sangen, vom „Rollo Aller“-Song bis zu Palais Schaumburgs „Wir bauen eine neue Stadt“.