Mit Familienmusicals und klassischen Märchen bis zu Jugendbuchklassikern wollen Hamburgs Bühnen in der Vorweihnachtszeit die jüngsten Zuschauer zum Theater verführen.

Hamburg. Das Weihnachtsmärchen ist für Kinder häufig der erste Kontakt mit der Zauberwelt Theater. Wenn sie dort etwas wirkich Beflügelndes erleben, kann das der Beginn einer lebenslangen Liebe sein. Und so lassen sich die Theater auch in diesem Jahr eine Menge einfallen, um junge Zuschauer mit besonders fantasievollen Inszenierungen zu fesseln. Längst stehen dabei nicht mehr nur klassische Weihnachtsmärchen, sondern auch moderne Klassiker der Kinderbuchliteratur auf dem Programm.

Aladin und die Wunderlampe

Am Ohnsorg-Theater entführt Regisseur Frank Grupe in exotische Welten aus 1001 Nacht, wenn „Aladin und die Wunderlampe“ (23.11. bis 23.12., Kinder ab 4 Jahren, T. 35 08 03 21) am 23. November Premiere feiert. Grupe erarbeitet mit seinem quirligen jungen Hauptdarsteller Philipp Wegler eine moderne Aufführung mit viel Aktion und Musik. Die Sprache ist zeitgemäß, die eigens geschriebenen Lieder reichen vom Orient-Song bis zum Rap. Besucher können sich auf viel Zauber, Illusionen, Magie und Tricks auf der Bühne freuen.

Es beginnt mit einer typischen Basarszene, Aladin trifft hier auf den Zauberer in Gestalt seines Onkels und wandert mit ihm durch die Wüste, wo er sich jedoch auf der Suche nach einer Lampe in einer obskuren Höhle gefangen setzt. Wie gut, dass er seinen treuen Freund Dschin als Begleiter hat, der ihm sieben Wünsche erfüllt. Die Inszenierung über den Wert wahrer Freundschaft arbeitet mit Video-Projektionen, aber auch mit konventionellen Zaubertricks. Sogar ein fliegender Teppich ist zu bestaunen. Als Prinzessin tritt eine emanzipierte junge Dame auf, die sich ihren Prinzen selbst auswählt.

Meister Eder und sein Pumuckl

Klassisch geht es auch am St. Pauli Theater zu. Hier bringt Regisseurin Dagmar Leding in Ellis Kauts Klassiker „Meister Eder und sein Pumuckl“ (30.11. bis 23.12., Kinder ab 4 Jahren, T. 47 11 06 66) zur Aufführung. Der freche rothaarige Kobold Pumuckl, der an einem Leimtopf von Meister Eder klebend, nun bei ihm in der Schreinerwerkstatt bleiben muss, hat nichts als Streiche im Sinn. Für andere Menschen ist er unsichtbar, nur Meister Eder nimmt ihn wahr. Auf spitzbübische Weise erinnert die Geschichte daran, wie lustig es sein kann, Kind zu sein. Die mit vielen Liedern versehene Inszenierung spielt in einer traditionellen Schreinerei, wie sie Kinder fasziniert.

Dornröschen

Einen der wenigen richtigen Märchenabende nach den Brüdern Grimm hat traditionell das Ernst Deutsch Theater im Spielplan. Die Inszenierung „Dornröschen“ (15.11. bis 23.12., Kinder ab 4 Jahren, T. 22 70 14 20) in der Regie von Hartmut Uhlemann wartet mit üppigem barockem Dekor auf. Dank eines Zauberfrosches geht der Wunsch des Königspaares nach einem Kind am Ende doch noch in Erfüllung und mit Dornröschen wird dem Paar eine wunderschöne Prinzessin geboren. Nach einem Missgeschick fällt das ganze Schloss in tiefen Schlaf, aus dem Dornröschen 100 Jahre später ein Prinz aus der Jetztzeit wachküssen und ihr moderne Musik vorspielen darf.

Ein Sommernachtstraum

Musik steht traditionell auf dem Spielplan des Theaters für Kinder. Hier sind es Kompositionen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die die turbulenten Ereignisse von William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ (bis 2.2.2014, Kinder ab 5 Jahren, T. 38 25 38) in einem Gesamtkunstwerk aus Musik, Tanz, Sprache und Bühneninstallation zu einer verzaubernden Ereignis werden lassen. Die Umsetzung des fröhlichen vom Elfenkönigspaar gehörig durcheinandergewürfelten Liebestreibens ist dabei an die kleinen Besucher angepasst.

Hänsel und Gretel

Natürlich gibt es auch einen ganz klassischen Opern-Dauerbrenner, der alle Jahre wieder auf dem Spielplan steht. Die Hamburgische Staatsoper erzählt traditionell die Geschichte von „Hänsel und Gretel“ (12.12., 18.30, 16.12., 19.00, 21.12., 14.30 und 18.30, Kinder ab 8 Jahren, T. 35 68 68) nach dem Komponisten Engelbert Humperdinck in der Inszenierung von Peter Beauvais mit den zeitlos liebenswerten Stücken „Brüderchen, komm tanz mit mir“, „Suse liebe Suse, was raschelt im Stroh“ und dem „Abendsegen“. Natürlich mit besonders mutigen Geschwistern, einer herrlich fiesen rothaarige Hexe, schönen Kostümen und einem großen, tollen Hexenhaus auf der Bühne.

Bei den wilden Kerlen

Auf den modernen Kinderbuchklassiker „Bei den wilden Kerlen“ (Termine bis 5.1., Kinder ab 7 Jahren, T. 32 81 44 44, Schülervorstellungen auf Anfrage unter T. 32 81 44 22), den Dave Eggers nach dem Bilderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak schrieb, setzt das Thalia Theater. Mit Erfolg. Die Geschichte des jungen frechen Max, der sich im Zentrum des Universums aber von seiner Umwelt unverstanden fühlt, haben Regisseurin Christina Rast und ihre Schwester, die Ausstatterin Franziska Rast, sehr liebevoll, temporeich und mit grandiosen Songs der Hamburger Band Kante auf die Bühne gebracht.

Der von Pascal Houdus mit Verve gespielte Max hadert mit dem neuen Freund seiner Mutter und der pubertierenden Schwester. träumt sich auf eine Insel, wo ihm allerlei Monster begegnen, die zufällig bestimmte Facetten seines Charakters verkörpern. Als sie ihn zu ihrem König wählen, merkt er schnell, dass das Amt eines Glückserfüllers auch eine große Last sein kann. Denn bald muss er Eifersüchteleien schlichten und gleichzeitig immer auf der Hut sein, dass ihn die zotteligen Gesellen nicht doch zum fressen gern haben.

Es war einmal – 7 Märchen auf einen Streich

Einen sehr individuellen Weg geht das Schmidt Theater. Wenn man sich nicht für ein Märchen entscheiden kann, zeigt man halt sieben auf einen Streich. „Es war einmal – 7 Märchen auf einen Streich“ (22.11. bis 5.1., Kinder ab 4 Jahren, T. 31 77 88 99) ist ein Parcours durch ein ganzes Märchenbuch, das zufällig gerade mal verschwunden ist. Folglich muss der Vater den drei Kindern die Geschichten aus dem Gedächtnis heraus erzählen und da gerät so einiges durcheinander. Das tapfere Schneiderlein zieht aus, die Liebe zu finden und trifft im Märchenwald auf Rotkäppchen und Rapunzel, den Froschkönig, böse Wölfe und hungrige Kater.

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

In der Komödie Winterhuder Fährhaus drehen „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (23.11. bis 29.12., Kinder ab 4 Jahren, T. 48 06 80 80) ihre frohen Runden mit viel Musik und Gesang. Christian Berg hat ja schon einige Kinderstoffe zu Bühnenmusicals verarbeitet. Der Klassiker von Michael Ende um einen Jungen, seinen guten Freund und die Lokomotive Emma, die als Trio die von König Alfons dem Viertel-vor Zwölften regierte Insel Lummerland mit viel Rauch verlassen, als es dort zu eng wird, ist in einer Neuinszenierung Bergs zu sehen.

Potilla und der Mützendieb

Ebenfalls auf einer modernen literarischen Vorlage beruht „Potilla und der Mützendieb“ (bis 22.12., Kinder ab 8 Jahren, T. 413 34 40) der Erfolgsautorin Cornelia Funke an den Hamburger Kammerspielen. Sie führt in die Welt der Feen. Der junge Arthur entdeckt in einem schmutzigen Strumpf im Wald eine Feenkönigin. Es stellt sich heraus, dass sie mitsamt ihres Volkes von dem Feenhügel vertrieben wurde. Als Arthur und seine Freundin Esther versuchen, die Geschichte aufzuklären, winken etliche Abenteuer.

Dschungelbuch

Am Altonaer Theater erlebt Mogli in „Das Dschungelbuch“ (Termine bis 22.12., Kinder ab 5 Jahren, T. 39 90 58 70) nach Rudyard Kipling seine Initiation, als er im Dschungel aufwachsend, auf seine guten Freunde den Panther Baghira und den Bären Balu zu zählen lernt. Regisseur Georg Münzel verlegt die Inszenierung, anders als moderne Varianten, nicht in den Großstadtdschungel, sondern hält sie im Urwald. Die Musik der Disney-Verfilmung stand aus Rechtegründen nicht zur Verfügung, also haben Norbert Bohnsack und Detlef Oels eine Reihe passender Lieder komponiert. Besucher können sich auf einen opulenten Dschungel auf der Bühne freuen. Die Tiere treten nicht im Vollkostüm auf, sind aber klar gezeichnet. Die Sprache bedient sich assoziativ bei der Gegenwart, etwa wenn die Affen einen Rap-Slang entwickeln. Und so wird Mogli am Ende viel gelernt haben, wenn er in sein Dorf zurückkehrt.

Nicht nur die großen Hamburger Staats- und Privattheater zeigen Familienstücke, auch auf kleineren Bühnen weihnachtet es gewaltig.

Ein Weihnachtslied in Prosa

So übersetzt die freie Gruppe HamburgerTheaterManufaktur im Monsun-Theater die klassische Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens von Henrik Albrecht in „Ein Weihnachtslied in Prosa“ (27.11. bis 14.12., Kinder ab 6 Jahren, T. 390 31 48) in einen Abend aus Schattenspiel, Schauspiel und Klaviermusik. Darin erzählt wie in jedem Jahr der alte Scrooge, die rührende Geschichte, was für ein Geizhals er einst gewesen ist. Er als ihm der Geist eines verstorbenen Kompagnons erschien und mit schlimmem Schicksal drohte, wurde der Herzlose geläutert.

Doktor Faust

Traditionell legen auch Julius Jensen und die Theaterbox in der Honigfabrik im Reiherstiegviertel ein Wilhelmsburger Wintermärchen auf. Für die Produktion 2011 erntete die Gruppe sogar den 3. Platz beim Hamburger Kindertheaterpreis. In diesem Jahr wagt man sich hier mit einem professionellen Team an einen gewaltigen Stoff, „Doktor Faust“ (bis 18.12., Kinder ab 8 Jahren, T. 42 10 39 20). Seit Goethes Tragödie ist die Geschichte des historischen Doktor Faustus, des ewigen Sinnsuchers und berühmten Gelehrten, der dem trickreichen, teuflischen Mephisto seine Seele verkauft, unsterblich. Die Inszenierung verspricht recht anspruchsvoll zu werden, will aber die Geschichte kindgerecht erzählen.

Große und kleine Besucher haben in den kommenden Wochen eine stattliche Auswahl an weihnachtlichen Theaterabenden für die ganze Familie. Beste Bedingungen, für eine lebenslange Liebe zum Theater.