„Der dressierte Mann“ nach einer Textvorlage von John von Düffel ist intelligent, vergnüglich und mit viel Verve gespielt.

Hamburg. Wenn die Regie zupackt und auf eine pointierte Textvorlage trifft, kann ein etwas anderer Komödienabend entstehen. „Der dressierte Mann“ am Winterhuder Fährhaus braucht wenige Minuten, um auf Siedetemperatur zu kommen. Bastian (souverän: Michael von Au) bereitet ein Kerzen-Dinner für seine Liebste vor, doch die Karrierefrau Helen (schön streng und schmallippig: Nicola Ransom) bekommt gerade den Traumjob mit Fantasiegehalt angeboten. Mit vollem Risiko verbrennt sich Bastian beide Hände. Und kocht auch innerlich gewaltig. Als Helen zur Tür hereinkommt, entlädt sich die Hitze in einem Schlagabtausch. So lustig war es in den Gräben des Geschlechterkampfes lange nicht mehr.

Ohne schusssichere Weste geht es verbal, aber auch tätlich zur Sache. John von Düffel, langjähriger Dramaturg am Thalia Theater unter Ulrich Khuon, hat aus den Romanthesen der Feministin Esther Vilar tolle Ping-Pong-Dialoge gedrechselt, die beide Hauptdarsteller in Martin Woelffers exakt getimter Regie mit Leben zu füllen wissen. Die Inszenierung spart kein Männer- und Frauen-Klischee aus und entlarvt es auf köstlich bissige Art. Mit dem Karrieresprung zerbricht der Traum vom Paar auf Augenhöhe, beidseitiger Unabhängigkeit und fast gleichem Einkommen („Helen, das ist kein kleiner Unterschied, das ist eine andere soziale Klasse!“). Bastian, von seiner Mutter Elisabeth (Manon Straché), einer feministischen Kämpferin, als in Häkelkursen aufgewachsener „Schwanzeinzieher“ denunziert, nimmt den geplanten Heiratsantrag zurück.

Doch da hat er nicht mit seiner Mutter und Helens mit allen Wassern der Männermanipulation gewaschenen, über drei Ehen zur Zahnarztgattin aufgestiegenen Mutter Konstanze (Gabi Gasser) gerechnet. Und so wird Bastian bis zum Filmriss mit Whiskey abgefüllt, Helen zum 1960er-Jahre „Mad-Men“-Männertraum aufdekoriert, bis die Mann-Frau-Kiste am Ende wieder möglich scheint.

Die Argumente von den erkämpften Errungenschaften der Frauen bis zu den Rollenfindungsproblemen der Männer sind hinlänglich ausgetauscht, doch so intelligent, kurzweilig, vergnüglich und mit Verve gespielt, haben wir das lange nicht gesehen. Köstlich, wenn Konstanze Elisabeth ein „Grüß Gott“ entgegenwirft und diese mit dem gendermäßig korrekten „Grüß Göttin!“ antwortet. Von Düffels Textvorlage eilt atemlos von Pointe zu Pointe. In „Der dressierte Mann“ haben ausnahmsweise alle etwas zu lachen, Männer und Frauen. Ein großer Spaß.

Vorstellungen bis 12.1.2014, Komödie Winterhuder Fährhaus, Karten T. 48 06 80 80